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Da berühren sich Himmel und Erde

„Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“ So lautet der Refrain eines modernen Kirchenliedes. „Da berühren sich Himmel und Erde.“ Diese Berührung brauchen wir anscheinend, damit etwas in Bewegung kommen kann; diese Berührung brauchen wir anscheinend, dass Frieden werden kann; diese Berührung brauchen wir anscheinend, dass Leben ganz werden kann.

Himmel und Erde berühren sich am Fest Christi Himmelfahrt. Wir feiern, dass es eine größere Wirklichkeit gibt als „nur“ unsere irdische, dass Erde und Himmel zusammengehören, dass Himmel und Erde sich berühren, dass alles mit allem verbunden ist.

„Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ „Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“ Sie werden dies gefragt, weil sie mit ihrem Blick zum Himmel die Verbundenheit mit dem Himmel noch nicht verstanden und begriffen, ja, weil sie diese Verbundenheit noch nicht erfahren haben.

Jesus geht nicht in eine unbekannte von uns getrennte Welt ein, Jesus geht in jenen „Ort“, der unseren irdischen Raum um den Raum ergänzt, der die ganze Wirklichkeit umfasst, welche uns in ihrer Ganzheit meist verborgen und fremd ist, der aber zur gesamten Wahrnehmung der Wirklichkeit gehört.

„Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“ Erst wenn wir uns als Wesen verstehen lernen, die ganz auf der Erde leben, die aber schon immer mit der Ewigkeit, mit dem Himmel, mit dem Universum, wie wir es auch nennen mögen, verbunden sind, erst dann werden wir die Himmelfahrt Jesu als nichts Außergewöhnliches, nichts „Außerirdisches“ betrachten, sondern als eine Weitung und als eine Öffnung auf jene Wirklichkeit hin, in der wir alle immer schon leben. 

„Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“, werden die Jünger:innen gefragt. Himmelfahrt öffnet uns den Blick für die ganze Wirklichkeit des Lebens, auch unseres Lebens. Der Blick zum Himmel möchte unseren Horizont weiten, möchte unsere Möglichkeiten weiten,  möchte unser Leben weiten. Der Glaube an die Auferstehung kann unsere Hoffnung weiten, gibt uns eine Brücke in die Ewigkeit, sagt uns, dass der Tod, jeder Tod, nicht das Ende, sondern die Wandlung hin in etwas Neues ist.

Die Möglichkeiten der gesamten Wirklichkeit sind meist größer und weiter, als wir es oft annehmen und wahrnehmen. Die Möglichkeiten der Wirklichkeit sind größer als unsere Angst vor einer Ausbreitung des Krieges in Europa; die Möglichkeiten der Wirklichkeit sind weiter als unsere oft kleinen Grenzen, wenn es um den Zuzug von Migranten in unser Land, nach Europa geht;  die Möglichkeiten der Wirklichkeit sind größer und weiter als unser oft enges nationales Denken und Handeln; die Möglichkeiten der Wirklichkeit sind größer und weiter als unsere Angst, Sicherheit und Wohlstand zu verlieren.

„Da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.“ Erst wenn wir uns dem Himmel und der Weite öffnen, und erst wenn wir uns so öffnen, dass wir nicht nur da stehen und zum Himmel empor schauen, vielleicht hilflos, ängstlich, ratlos, erst dann werden wir fähig sein, aus der Weite und aus der Verbundenheit von Himmel und Erde ganz auf der Erde zu leben und die Weite seiner Botschaft und seines Bewusstseins leben zu können. Dann werden wir fähig, durch unsere Ängste und durch unsere engen Blickfelder hindurch kreative und neue Möglichkeiten des Lebens zu entdecken. Das Fest Christi Himmelfahrt lädt uns ein, uns dieser Weite und dieser größeren Wirklichkeit zu öffnen, damit wir in die Weite und die Möglichkeiten des auferstandenen Lebens hineinwachsen können. Auferstandenes Leben gibt den Raum und den Blick auf die gesamte Wirklichkeit und auf neue Möglichkeiten des Lebens frei. Auferstandenes Leben verbindet Himmel und Erde, damit Frieden werde unter uns, und vor allem in uns selber.

Sascha Heinze SAC

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