Jesus bemüht immer wieder die Bilder der Barmherzigkeit und des Mitgefühls, um uns das Wesen Gottes zu zeigen. Jenes Wesen, aus dem wir geboren sind und das wir in uns ausbilden und zur Geltung bringen dürfen. Auch wir tragen die Veranlagung zu Barmherzigkeit und zu Mitgefühl in uns. „Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht.“ Ein menschlicher und göttlicher Zug der Barmherzigkeit und des Mitgefühls
Und Jesus macht uns noch eine Zusage. „Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Deckt sich das mit unserer Erfahrung? „Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.“ Die Herausforderung ist, wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir etwas brauchen. Wir sind dann aufgefordert zu bitten. Wir sollen nicht unausgesprochene Erwartungen pflegen, die niemand kennt, von denen wir aber meinen, dass sie für uns erfüllt werden sollten. Nur wer bittet, dem/der wird gegeben.
„Sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet.“ Suchen wir, klopfen wir an? Suchen und fragen wir nach dem Leben, suchen und fragen wir nach dem, was wir nicht kennen? Wir sind aufgefordert, aktiv zu werden. Herauszugehen aus uns, aktiv zu fragen, zu suchen, anzuklopfen. Wir sollen nicht warten, bis uns jemand die Antwort auf einem goldenen Tablett vorbeibringt, der kommt nämlich nicht. Wir müssen uns um uns, um unsere Fragen, um unsere Nöte kümmern, wenn wir dazu in der Lage sind. Wir sind aufgefordert, uns zu erheben, aufzustehen und uns aktiv auf den Weg des Suchens, des Fragens, des Anklopfens zu machen. „Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“
Das heißt auch, ich bin verantwortlich dafür, dass ich mich auf den Weg mache, ich bin verantwortlich dafür, zu fragen, ich bin verantwortlich dafür, anzuklopfen. Es braucht entschieden mich selbst, um auf meinem Weg voranzukommen. Der Staat müsste, die Gesellschaft müsste, der Partner, die Partnerin, müsste, die Kinder müssten, die Kirche müsste, die Mitarbeiter:innen müssten, die Menschen müssten doch dies und das wissen, wahrnehmen, spüren, für mich bereithalten… Ich könnte die Liste verlängern.
Ich bin gerufen, mich dem Bild der Barmherzigkeit und des Mitgefühls zu öffnen. Ich bin gerufen, zu fragen, aber auch ich kann gefragt werden. Ich bin gerufen, zu suchen, aber auch ich kann um Antwort gebeten werden. Ich bin gerufen, anzuklopfen, aber auch bei mir kann angeklopft werden. „Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?“
Diese dialogischen Erfahrungen können uns öffnen für die Barmherzigkeit, uns und anderen gegenüber. Diese Erfahrungen können uns helfen, Mitgefühl mit uns und für andere Menschen zu fühlen. Denn oft sind wir zu stolz, zu eitel, zu gewiss, um zu bitten, um zu suchen, um anzuklopfen. Manchmal ist es auch Scham, die uns bei uns behält und die uns nicht bereit macht, uns zu öffnen.
Dies alles zu überwinden um uns zu öffnen, dazu möchten uns die Barmherzigkeit und das Mitgefühl Gottes, welche uns Jesus heute wieder offenbart, ermutigen, damit für uns und für andere neues, erfüllteres Leben möglich wird.
Sascha Heinze SAC