Lebensraum für Spiritualität und Begegnung

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Die Freiheit der Kinder Gottes

Wir sind Sohn, Tochter, Schwester, Bruder, Vater, Mutter, Partner, Partnerin, Mitarbeiter:in, Vorgesetzte. Oft füllen wir diese Rollen durch die Bilder aus, die wir übernommen oder selber erschaffen haben. Rollenbilder zeigen uns an, wie wir uns in unseren Rollen verhalten sollen oder wollen. Sie prägen unser Selbstbild für die Rolle, in der wir uns gerade existenziell befinden. Morgens Mutter, danach Mitarbeiterin, mittags Vater, später Vorgesetzter, abends Eltern oder Partner:in. Wenn wir diese Rollenbilder für uns nicht reflektiert haben und sie auf unsere Art leben, kann es sein, dass wir Rollenbilder übernommen haben, die uns einengen, die uns klein machen, die uns in Abhängigkeiten bringen und die unsere Freiheit behindern. Das kann zu inneren Konflikten, das kann zu Konflikten mit meinem Umfeld führen. Dann ist es an der Zeit, diese Bilder zu dekonstruieren, also sie aufzulösen, um neue Bilder wachsen und entstehen zu lassen. Bilder die uns Freiheit schenken, und die uns unserer Person näher bringen.

Einen solchen Ansatz bietet uns heute der Apostel Paulus an. „Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, den Geist, der ruft: Abba, Vater. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.“

Ein herrliches Bild einer Dekonstruktion, das uns Paulus da zeichnet. „geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen.“ Geboren als einer, der dem Gesetz unterstellt ist, damit er die freikaufen kann, die unter dem Gesetz stehen.

Jesus begibt sich also hinein in ein System, nicht als Systemsprenger, sondern um es von innen heraus zu verändern, „damit wir die Sohnschaft erlangen“, wie es weiter heißt. Veränderung der Rollenbilder durch einen, der die Freiheit und das Bewusstsein mitbringt, dass das gelingen kann. Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.“ Du bist nicht mehr Sklave, du wirst also aus deiner Rolle herausgeholt, du wirst in deiner Rolle verwandelt, damit du in deiner Rolle Würde, Freiheit, Selbstermächtigung gewinnst. Als Tochter, Mutter, Vater, Vorgesetzte:r oder Mitarbeiter:in dürfen wir Würde, Freiheit, Selbstermächtigung, Eigenstand, Selbstdefinition erleben, erfahren, uns gewähren, uns zugestehen, uns nehmen und geben.

Solche Veränderungen, solche Erkenntnisse, solche Dekonstruktionen gehen nicht von heute auf morgen. Es braucht Erkenntnis, manchmal Leidensdruck, es braucht Mut und Wagnis, Kraft und Geduld, um diesen Weg einzuschlagen. Im Evangelium heißt es heute, „und alle, die es hörten, staunten über das, was ihnen von den Hirten erzählt wurde. Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen.“

Vielleicht müssen wir erst einmal staunen, uns wundern oder auch erschrecken über unsere Situation. Dann brauchen wir aber auch nichts überstürzen oder in Panik und Angst verfallen, sondern wir dürfen, wie es uns von Maria berichtet wird, unsere Erkenntnis zunächst in unserem Herzen bewahren und dort erwägen, was diese für uns bedeutet, welche Schritte die Erkenntnisse uns lehren möchten.

Gott, so die Botschaft dieses Tages und dieser Lesungen, möchte uns durch Jesus Christus in die Freiheit unserer Person, möchte uns in die Freiheit der Kinder Gottes, möchte uns auf dem Weg der Geduld und Innerlichkeit, in unsere eigene Freiheit  führen. In eine Freiheit,  in der wir „dann auch Erbe, Erbe durch Gott“ werden. Wir sind dann nicht mehr unverbunden wie ein Sklave und gefangen in einer Rolle oder einer Rollenzuschreibung. Sondern wir sind verbunden mit Gott, wir sind Erben, Erbinnen, wir sind verbunden mit dem Leben, mit unserem Leben, damit wir uns selber leben können.

Uns allen wünsche ich mit dieser Botschaft: Alles Gute im neuen Jahr!

Sascha Heinze SAC

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