Bilder und Gefühle der Ohnmacht, der Hilflosigkeit und der Ratlosigkeit drängen sich in unser Leben, wenn wir mit den Nachrichten von Krieg und Bedrohung, von Unsicherheiten und Panzerlieferungen, von Flucht und Vertreibung, von Not und Tod in unserer Nachbarschaft, in Europa konfrontiert werden. Der Krieg, weinende und verzweifelte Menschen, ziehen in unsere Wohnungen ein, nehmen Platz und bleiben manchmal eine Weile bei uns. Wo sind da die „Weisen im irdischen Sinn, die Mächtigen, die Vornehmen“, wie Paulus sie in der Lesung nennt? Das Törichte, so Paulus weiter, das Törichte in der Welt hat Gott erwählt, um die Weisen zuschanden zu machen, und das Schwache und das Niedrige in der Welt hat Gott erwählt, um das, was etwas ist, zuschanden zu machen.
Um das, was etwas ist, zuschanden zu machen. Um das, was vermeintlich groß, weise, mächtig ist, zuschanden zu machen. Warum Menschen Kriege befehlen, führen, grausam, unterdrückend, entmenschlichend, das ist oft schwer zu ergründen. Die Wahrheit jedoch fördern die Opfer zu Tage. Die Wahrheit fördern die zutage, die ihrer Sehnsucht nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach Barmherzigkeit trauen. Die Wahrheit fördern die zutage, die ihre Trauer und ihre Erschütterung zulassen. In ihrer Begegnung mit Krieg, Leid, Not und Tod, welche sich in unsere Wohnungen schleichen.
Aber auch in unserem alltäglichen persönlich Erlebten werden die selig genannt, die ihren Gefühlen, die ihren Emotionen, die ihrer Bewegtheit trauen. Denn die Törichten, die Schwachen, die Niedrigen, die die sich ihrer selbst bewusst sind und werden, in ihrer Schwachheit, in ihrer Niedrigkeit, in ihrer Trauer, in ihrer Sehnsucht nach Leben, nach Frieden, nach Gerechtigkeit, sie sind „selig“. Sie stehen im Leben, denn sie ringen um ihr Leben, sie versuchen, sich treu zu werden oder zu bleiben, damit ihr Leben gelingt. Und dazu braucht es manchmal die Erschütterung, die Bewegtheit, die mich mit mir, mit meinen Gefühlen, mit meinen Schatten, mit meinen Emotionen in Kontakt bringt, damit ich sie orten, heben, wahrnehmen und mit ihnen umgehen lernen kann.
Wenn wir damit umgehen lernen, dann wird, so beschreibt es die Bibel, „euer Lohn groß sein im Himmel“. Wenn wir es wagen, unsere Trauer, unsere Sehnsucht nach Leben wahrzunehmen, zu deuten, und wenn wir mit ihnen umgehen lernen, dann sind wir „selig“. Wenn wir uns auf diesen Weg wagen, dann sind wir in Christus Jesus, so Paulus. „Von ihm her seid ihr in Christus Jesus, den Gott für uns zur Weisheit gemacht hat, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung.“ Und dann, so beginnt Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Korinth, dann leben wir unsere Berufung. „Seht auf eure Berufung, Schwestern und Brüder!“, so Paulus.
Versuchen wir also immer wieder, mit dem, was uns bewegt, umzugehen. Seien es Bilder und Eindrücke von außen oder Bewegungen, die wir in unserem Inneren wahrnehmen. Denn diese Bewegungen sind es, die uns das Leben in seiner Tiefe und in seiner Bedeutung für uns zeigen.
Sascha Heinze SAC