“Geld frisst Welt” ist der Titel einer der 14 Tafeln der Wanderausstellung “Segen und Fluch des Geldes”, die seit 23. März und noch bis 15. Juni in unserer Ganggalerie zu sehen ist.
Angeliefert und eröffnet wurde die Ausstellung von Josefa Maurer, seit mehr als 30 Jahren engagierte Mitarbeiterin in der Arbeitsgemeinschaft Gerecht Wirtschaften, in Vertretung von Marianne Schallhas, Obfrau der ARGE, die für die Zusammenstellung dieser Ausstellung in den Jahren 2003/2004 verantwortlich zeichnet.
Die Ausstellung setzt sich kritisch mit unserem aktuellen Geldsystem auseinander, zeigt verschiedene Formen der geschichtlichen Entwicklung, Vor- und Nachteile des Systems, utopische, aber auch reale Alternativen und Ansätze für eine Veränderung und Gedankenanstöße aus religiöser Sicht.
Eine inhaltsreiche Ausstellung
Zwar ist “Geld eine der genialsten Erfindungen der Menschheit,
vergleichbar mit der des Rades”, aber: “Das heutige Geldwesen folgt
Regeln, die dem größten Teil der Menschheit
zum Nachteil gereichen.
Es ist im wahrsten Sinn des Wortes überlebensnotwendig, diese zu
hinterfragen und nach intelligenteren und menschlicheren Lösungen
Ausschau zu halten”, heißt es dazu in den Begleitunterlagen zur
Ausstellung.
Permanentes exponentielles Wachstum ist in einer endlichen Welt unmöglich.
Ein Grundproblem des heutigen Geldsystems liegt in der Logik von Kredit und Zinsen, die auf permanentes wirtschaftliches Wachstum ausgelegt ist. Aber permanentes Wachstum ist in einer endlichen Welt unmöglich. Natürliche Wachstumskurven, wie z.B. das Wachsen eines Baumes, beginnen nach einem raschen Anstieg am Anfang allmählich abzuflachen und bleiben dann auf einem Niveau. “Bäume wachsen nicht in den Himmel!” Der Umstand, dass gegenwärtig nicht nur das Anfangskapital, sondern auch die Zinsen regelmäßig weiterverzinst werden (Zinseszins), bewirkt aber ein exponentielles Wachstum, das so auf Dauer tödlich ist.
Bekannt ist die Geschichte von der Erfindung des Schachspiels: Der Erfinder dieses genialen Spiels erwartete vom begeisterten König nichts anderes als Lohn als ein Reiskorn für das erste Feld und dann für jedes weitere Feld doppelt so viele Körner wie für das vorangegangene. Der König hielt diesen Wunsch für äußerst bescheiden, musste aber bald einsehen, dass das ganze Getreide seines Landes dafür nicht ausreichen würde. Nach aktuellen Berechnungen wären rund 440 heutige Weltgetreideernten nötig, um die Erfindung zu entlohnen.
Ein anderes markantes Beispiel ist der sogenannte “Josefs-Cent”: Unter der Annahme, dass Josef bei der Geburt Jesu eine Euro-Cent-Münze mit einer jährlichen Verzinsung von 5% bei einer Bank angelegt hätte, könnte Jesus heute beinahe 400 Milliarden Erdkugeln aus reinem Gold (Basis: Goldpreis im Jahr 2004, dem Jahr dieser Berechnung) abheben. Wären die Zinszuwächse nicht Jahr für Jahr mitverzinst, sondern auf ein eigenes Konto umgeleitet worden, so hätte sich dort in der gleichen Zeit statt des utopischen Betrages nur etwa 1 Euro angesammelt (lineares Wachstum). (vlg. Tafel 5 der Ausstellung).
Die 14 Tafeln der Ausstellung
Tafel 1: Geld – gestern und heute
Tafel 2: Auf der Suche nach dem idealen Geldsystem
Tafel 3: Wie funktioniert unser Geld?
Tafel 4: Geld – wozu?
Tafel 5: Ein gefräßiges Ungeheuer – der Zinseszins
Tafel 6: Umverteilung von Arm zu Reich am Beispiel des Zinses
Tafel 7: Wirtschaftswachstum ohne Ende?
Tafel 8: Geld frisst Welt – Überschuldung und Spekulation
Tafel 9: Mit Herz und Verstand für ein “friedensfähiges” Geld
Tafel 10: Lernfelder für ein gerechteres Geldwesen
Tafel 11: Forschungsoffensive: Besseres Geld braucht die Welt
Tafel 12: Was sagt die Bibel zum Geld?
Tafel 13: Was sagt die Kirche zum Geld?
Tafel 14: Anregungen, Reaktionen, Ergänzungen … erbeten
Sehr aktiv setzt sich derzeit das Forum Seitenstetten für das Thema “GELD <-> MACHT <-> GUTE WELT” ein und bietet dazu reichlich Informationen und Möglichkeiten zur aktiven Beteiligung: www.forum-seitenstetten.net