Zurzeit hören wir Evangelien mit Bildern und Hinweisen Jesu, wer und was denn das Himmelreich sei. Es zeigt sich in diesen Erzählungen, dass es nicht, wie vielleicht vermutet, etwas Jenseitiges ist, sondern dass es ein Erkennen der Wirklichkeit, dass es ein Wach- und ein Wachsam-Sein ist. „Seid also wachsam!“ hören wir Jesus am Ende des Evangeliums sagen. „Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“
Dieser Satz bezieht sich auf die sogenannte Parusieverzögerung. Also auf die Zeit, die verzögert ist, uns warten lässt, auf die Zeit, wann und wie Christus wieder auf der Erde erscheinen wird. Unser „wachsam sein“ bezieht sich auch auf die „Parusie“, auf die Wiederkunft Christi, aber ich denke in einem anderen Verständnis, als es die Menschen damals hatten. Christus erscheint in jedem Augenblick, Christus ist die Wirklichkeit in allem, Christus begegnet uns in jedem Menschen. Also unsere „Parusie“, unser „dabei sein“ in der Gegenwart, unsere Anwesenheit bezieht sich auf den Augenblick, in dem wir uns befinden, also auf das Hier und das Jetzt.
„Seid also wachsam“, damit ihr die Begegnung mit Christus nicht verpasst. Vinzenz Pallotti nennt es das „Kontemplativsein in der Aktion“. Was meint er damit? Es gibt verschieden Weisen, Gott zu erkennen:
1. Das betrachtende Gebet. Also die Betrachtung des Lebens Jesu in den biblischen Geschichten.
2. Die „Kontemplation der eigenen Seele“. Also die Betrachtung der eigenen Seele, das Schauen des eigenen Inneren, in dem ich mich erkennen kann.
3. Pallotti findet das Bild des dreifaltigen Gottes in allen Menschen und in all unserem Tun. Das nennt die ignatianische Tradition eben die „Kontemplativsein in der Aktion“. Also das Bewegtsein im Augenblick.
„Das mit anderen geteilte Leben ist ebenfalls ein Weg, auf dem Gott den Menschen verwandelt“, schreibt Brigitte Proksch in ihrem Buch über die Spiritualität Vinzenz Pallottis.
Lassen wir uns also ein auf das, was Gott uns zeigt. Im Lesen und Hören der Bibel und des Lebens Jesu, im Wahrnehmen und Schauen Gottes in unserem Inneren, und im Tun und Leben unseres Lebens im Alltag unserer Welt. Hier wachsam zu sein für das, was sich uns zeigt, bringt uns Gott, uns selber und unseren Mitmenschen und der Wirklichkeit näher. Wenn wir uns übender Weise so wach und achtsam ins Leben stellen, wenn wir uns übender Weise so versuchen, dem Leben, Gott und uns selbst und den anderen und unserer Umwelt anzunähern und wahrzunehmen, dann dürfen wir die „Parusie“ die „Wiederkunft Christi“ vielleicht spüren und Christus im Augenblick erkennen. Denn dort ist sein Ort der „Wiederkunft“ im Hier und Jetzt bis zu dem Augenblick, in dem alles in Christus vollendet sein wird.
Sascha Heinze SAC