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Blick über Nebelberge
Seid wachsam

„Seid wachsam!“
Wieder hören wir diese Mahnung, wie schon in den letzten Wochen.

„Seid wachsam.“
Am Beginn des Advents, der uns hinführen möchte zum Fest der Geburt Jesu, zum Fest der Menschwerdung des Jesus von Nazareth, der uns das „Heil“ bringt wie es Simeon ausdrückt: „meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast.“
„Seid wachsam“ – wieder also hören wir am Beginn des Advents dieses Wort. Die Wochen bis Weihachten geben uns wie es die Liturgie nennt in dieser „geprägten Zeit“ die Gelegenheit, uns intentional – also in Bezug auf dieses Wort – in diese Zeit zu begeben.
„Seid wachsam“ – dieses Wort hören wir heute oft von Politiker:innen, wenn es um die Ausbreitung und die Verbreitung rechtsnationalen Gedankengutes geht.
„Seid wachsam“ – welcher Geschichte, welchem Narrativ, wie man es heute nennt, wir glauben schenken.
„Seid wachsam“ – wie wir mit unserer Umwelt umgehen.
„Seid wachsam“ – was wir spüren, wie es uns geht, was ich brauche.

Die Adventszeit öffnet uns mit ihrem Schmuck in den Straßen und Häusern, mit Glühwein und Keksen, mit Musik und Kerzenschein unsere Sinne. Die Adventszeit öffnet unsere Sinne, damit wir empfänglich werden können, für das, was es wahrzunehmen gilt. Lassen wir uns also nicht einlullen und wegbeamen von der Romantik dieser Tage. So schön diese romantische Stimmung ist und sein kann, sie möchte uns öffnen.

Sie möchte unsere Sinne öffnen für das Kommen des Menschensohnes. Sie möchte unsere Sinne öffnen für unsere eigene Menschwerdung. Und Menschwerdung bedeutet, dass wir auf das achten lernen, was sich in uns bewegt, was sich in der Welt zeigt. Menschwerdung bedeutet unterscheiden zu lernen, Stellung zu beziehen, Verantwortung zu übernehmen – immer wieder neu. Menschwerdung beinhaltet die Frage, für was ich heute Verantwortung übernehmen soll, wo meine Meinung heute gefragt ist, ja, wie ich überhaupt meine Meinung bilde. Mit welchen Botschaften und welchen Nachrichten ich mich auseinandersetze, welchen „Propheten“ ich zuhöre.

„Seid wachsam.“ Wachsam sein bedeutet auch, offen zu sein für das, was werden möchte. Offen zu sein für Neues, offen zu sein, um Altes loszulassen. Offen zu sein, um in Resonanz zu gehen. Was hallt in mir wider? Was bewegt mich, wenn ich mich wach dem Leben stelle?

„Doch nun, HERR, du bist unser Vater. Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.“ So heißt es am Schluss der Lesung aus dem Buch Jesaja.

„Du bist unser Vater, Wir sind der Ton und du bist unser Töpfer, wir alle sind das Werk deiner Hände.“
Diese Gedanken können uns lehren, anzuerkennen, dass wir, um uns gut entwickeln zu können, die Offenheit brauchen uns vom Leben prägen zu lassen. In Resonanz zu gehen mit dem, was sich uns im Leben zeigt. Wie der Ton in der Hand des Töpfers geformt  wird, so möchte uns das Leben formen, in dem wir mit dem Leben in Berührung sind. Und wir sind zugleich die Töpfer:innen die das Leben formen, da wir aus dieser Berührung – aus dieser wachsamen Berührung mit dem Leben – selber zu Formern und Formerinnen des Lebens werden. Indem wir Antworten geben auf das, was das Leben uns zeigt, wo das Leben uns fragt und anfragt.

Die Offenheit, für diese Pendelbewegungen, für diese Dynamik möchte uns der Advent lehren und er möchte uns Raum und Zeit dafür schenken. Raum und Zeit, um wachsam, kreativ und offen unser Leben, unsere Mitwelt, unsere Gesellschaft und die Herausforderungen die sich zeigen wahrzunehmen, damit wir als Gestalter:innen mitwirken und eingreifen können: wann, wo und wie es nötig ist. Damit wir, unsere Gesellschaft, unsere Welt menschlicher, ja göttlicher wird. Damit wir und unsere Gesellschaft in Bewegung bleiben, beweglich bleiben. Denn starre, alte Antworten und gestriges Denken tragen und taugen nicht mehr für heute.

Seien wir also wachsam. „Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“

Sascha Heinze SAC

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