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Maria und der Engel
Schritte in die Weite

Wir feiern am 8. Dezember ein Fest, dessen Bedeutung sich uns vielleicht nicht gleicht erschließt:

“Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria” durch ihre Mutter Anna (“Mariä Empfängnis”).

Mir sagt dieses Bild, dass wir unser Leben nicht determiniert leben müssen – also festgelegt durch unsere Geschichte, durch Erfahrungen, oder durch unsere Vorfahren, in Familie und Volk.

Mir sagt dieses Bild, das was uns Viktor Frankl sagt: dass wir potenziell frei sind, uns zu entscheiden, wie wir handeln wollen. Wir haben – so Frankl – einen Spielraum und sind nicht festgelegt auf unser Erbe, wenn ich es so ausdrücken darf.

Wir können uns lösen, von den Verstrickungen unserer Geschichte. Wir können uns lösen, indem wir uns über die Geschichte erheben, indem wir ihr nicht die Macht geben, die sie vielleicht haben möchte.

Wir sind nicht kausal determiniert, also festgelegt auf ein bestimmtes Handlungsmuster, auf eine bestimmt Biographie. Wir können uns erheben. Wir können Schritte in die Weite – wir können Schritte ins Leben machen. Wir können uns auf Neues einlassen.

Wir können uns auf Überraschungen einlassen wie Maria auf die Botschaft des Engels: „Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn wirst du gebären; dem sollst du den Namen Jesus geben.“

Mit diesem Fest wird die Freiheit Mariens symbolisiert. Ihre Freiheit und somit ihre Fähigkeit, ja zu sagen zu etwas Außergewöhnlichem. Sie ist nicht gebunden, an Vorerfahrungen. Sie kann ihre Vorerfahrungen zur Seite stellen, um offen zu sein für das Neue.

Zunächst heißt es: „Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.“ Am Schluss der Erzählung lässt Lukas Maria sagen: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.“

Maria ist also fähig, ihre Ängste und ihr Erschrecken hinter sich zu lassen, um ins Vertrauen zu gehen, um zu erkennen, wenn der Engel sagt: „Denn für Gott ist nichts unmöglich.“

Trauen auch wir unseren Impulsen nach neuem, vielleicht unmöglich erscheinendem Leben und erheben wir uns über das Erschrecken, über die Angst, über die Furcht. Wir haben die Fähigkeit dazu. Das kann uns dieses Fest Mariä Empfängnis sagen.

Sascha Heinze SAC

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