Der erste Sonntag nach der Weihnachtszeit führt uns aus der Feiertagsstimmung, in der manche von uns oft nicht wussten, welchen Wochentag wir denn wirklich haben, hinein und zurück in den Alltag. Auch hinein in den Alltag der Geschichten, der Briefe und der Berichte der Bibel.
Die Feier von Weihnachten wollte uns Verschiedenes schenken: die Feier der Geburt Jesu, dem wir die lebenshelfenden Botschaften, die wir Sonntag für Sonntag hören können, verdanken. Weihnachten wollte uns unsere eigene Möglichkeit des Immer-wieder-neu-geborenwerden-Könnens neu vor Augen führen. Wir haben immer wieder die Möglichkeit, neues Leben zu beginnen. Weihnachten bedeutet „Inkarnation“, Fleischwerdung.
Unser Leben geschieht in unserem Körper, geschieht unter den Bedingungen dieses Lebens in dieser Welt, mit all seinen Möglichkeiten und Herausforderungen, auch wenn wir nicht von dieser Welt sind. Und in dieses irdische Leben führen uns die heutigen Lesungen hinein. Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth, in der es ziemlich viel Streit um unterschiedliche Lebens- und Glaubenswege gab. Er beginnt seinen Brief mit der erlösenden Botschaft:
„Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.“ Und: „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.“
Mitten hinein in die Fragen, in die Probleme, in die Unterschiedlichkeiten des Lebens von uns Menschen, hören wir diese tröstenden Worte. Jeder und jede hat andere Gaben und somit andere Möglichkeiten, sein Leben auszudrücken. Wichtig ist Paulus, dass der Ausdruck der Möglichkeiten anderen nützt. „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt.“
Jede Gabe und jede Möglichkeit des eigenen Ausdrucks soll auch zum Aufbau der Gemeinschaft eingesetzt werden. Das erfordert Toleranz, Zutrauen zu mir selber und zu anderen, Kreativität, und das Wollen und Zulassen dieser Art, die der oder die andere einbringt. Eine Voraussetzung die auch in einer Beziehung wichtig ist, damit diese tragfähig ist und damit sie beiden Partnern zum Leben hilft.
Zeuge einer solchen partnerschaftlichen Verbindung wird Jesus, als er mit seiner Mutter bei einer Hochzeit ist. Hier, so wird uns berichtet, geschieht das erste Wunder Jesu. Die berühmte Szene, in der Jesus Wasser in Wein verwandelt. Diese Erzählung macht uns deutlich, dass Jesus, dass Gott, unser Leben in Freude und Fülle möchte, wie es an anderer Stelle heißt. „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“
Leben in Fülle zu haben bedeutet nicht, jeden Tag den besten und teuersten Wein auf dem Tisch stehen zu haben, jeden Tag rauschende Feste zu feiern. Leben in Fülle bedeutet, mich, das Leben, Gott, meinen Glauben, meine Zweifel, meine Beziehungen, meine Nöte, auszuhalten, verstehen zu lernen, mit ihnen umgehen und gut leben zu können. Leben in Fülle bedeutet, dass ich erkenne, welche Gnadengaben ich, welche Gegengaben andere geschenkt bekamen, damit ich und wir unser Leben gestalten können.
„Das alles bewirkt ein und derselbe Geist; einem jeden teilt er seine besondere Gabe zu, wie er will.“ Wir dürfen achtsam darauf achten lernen, welche Gabe ich, welche Gabe der oder die andere empfangen hat. Wir dürfen uns trauen, unsere Gaben zu entfalten, damit wir am Leben in Fülle teilhaben dürfen. Achten wir gut auf uns, achten wir uns und achten wir den und die andere, damit jede und jeder von uns sich entwickeln kann, damit das Leben lebendig wird, zum Segen für uns und für andere.
Jesus möchte uns mit seiner Weisheit und mit seiner Verbundenheit mit Gott den Weg weisen zu diesem Leben in Fülle. Trauen wir uns, auf sein Beispiel zu schauen, trauen wir uns, seiner Botschaft zu vertrauen. Heute und in der neuen Woche. Dann können wir, dann können unsere Beziehungen, unsere Gemeinschaften und Lebensgemeinschaften lebendiger und dynamischer werden, weil jede und jeder sich einbringen und entfalten kann.
Sascha Heinze SAC