Von Anfang an haben qualifizierte Theolog:innen und Religionspädagog:innen als Mitlebende in der Gemeinschaft oder als Mitwirkende im Verein die inhaltliche Ausrichtung des Hauses der Stille als Ort gelebter Spiritualität wesentlich mitgeprägt: Engelbert Schmied, Andrea Schober, Roswitha Pendl, Irmtraud Fischer, Maria Riebl u.a.
Seit 1990 wird das Wirken von Theolog:innen im Haus der Stille auch von der Diözese Graz-Seckau unterstützt: Imogen Tietze, Otto Feldbaumer, Hans Waltersdorfer, Klaus Stemmler, Sebastian Schlöglmann, Brigitte Proksch und aktuell Marlies Prettenthaler-Heckel konnten bzw. können auf diese Weise im Haus der Stille wirken und so das Haus auch für die Diözese als wertvollen Erfahrungsort von Christsein (“Kirchort”) mitgestalten. Als “Orchideenposten” hat Otto Feldbaumer diese Möglichkeit, als Laien-Theologe im Haus der Stille arbeiten zu können, bezeichnet.
Im Rahmen des Jubiläumsjahres “50 Jahre Pastoralberufe” soll die bunte Vielfalt dieses Berufsbildes aufgezeigt und öffentlich sichtbar werden. Dazu wurde auch Hans Waltersdorfer als aktuell längstdienender Laientheologe im Haus der Stille zu einem Interview gebeten, das auf der Website der Diözese Graz-Seckau veröffentlicht ist.
Einige Auszüge daraus:
Was ist derzeit Ihre Aufgabe?
Zu meinen theologischen Arbeitsfeldern Liturgiegestaltung mit der Hausgemeinschaft und den Gästen des Hauses, Bibelgespräche, Kurs- und Reisebegleitung kam sehr bald auch der Bereich der Öffentlichkeitsarbeit … hinzu.
Ein persönlicher Schwerpunkt, den ich einerseits in das Haus einbringen konnte, in dem ich aber durch mein Wirken im Haus der Stille auch immer neue Inspirationen erfahren habe, ist das Neue Geistliche Lied.
Woran erinnern Sie sich besonders gerne an Ihre Arbeit denkend?
Dankbar bin ich für die große Freiheit in der Gestaltung meiner Arbeit und für die spirituelle Bereicherung und Beheimatung, die ich selbst darin erfahren kann. Auch wenn ich selbst nie ein großer Theologe war (im Sinn der Theologie als Wissenschaft), so erfahre ich doch in Gesprächen in Gruppen und mit Einzelnen immer stärker, wie sehr einige markante Erkenntnisse im Lauf meines Theologiestudiums mich und meine Lebenseinstellung geprägt haben. Das erfüllt mich mit einer großen Dankbarkeit, unabhängig davon, welchen beruflichen Weg ich dann auch immer eingeschlagen hätte.
Wo muss sich Ihrer Meinung nach in der Kirche am dringendsten etwas ändern?
Als franziskanisch geprägter Mensch bin ich der Überzeugung, dass das Streben nach mehr Menschen- und Lebensnähe ein permanenter Reformauftrag der Kirche bleiben muss. Das bedeutet aber auch, an den Fragen und Problemen der Zeit dran zu bleiben. Aktuell sehe ich diese in den Fragen der Schöpfungsverantwortung, der Überwindung von Spaltungen, die quer durch Gesellschaft und Politik gehen, des Dialogs mit allen Religionen, der Suche nach gewaltfreien Konfliktlösungen in allen Bereichen (von der Familie bis zur Weltpolitik), des Lernens von Einheit in Vielfalt. Kirchliche Strukturfragen sehe ich dem gegenüber als sekundär, aber im Sinn der Glaubwürdigkeit ebenfalls notwendig an.
Abschlussfrage: Würden Sie aus Ihrem Wissen von heute nochmals diesen Beruf ergreifen?
Ich könnte mir auch vorstellen, Schafhirt in der Bretagne zu sein. Aber grundsätzlich: ja!