Die Lockdown-Stille rund um unser Haus wurde Mitte Jänner zwei Tage lang von kreischenden Motorsägen unterbrochen. Ein Trupp fachkundiger Männer aus der Umgebung fällte mit Horst Strasser die von den Stürmen der letzten Jahre noch übrig gebliebenen Fichten entlang unserer Grundstücksgrenze.
Mehr als 50 Jahre ist es bereits her, seit unser Nachbar Rudi Frühwirth – damals noch als Jugendlicher – mit seinem Vater die Grundstücksgrenze des neu gebauten Klosters Rosental mit zahlreichen Fichten bepflanzt hatte. Nun konnte er miterleben, wie die letzten Früchte seiner damaligen Arbeit “geerntet” wurden.
Die Stürme der letzten Jahre hatten die freistehenden Bäume ohnehin schon reichlich dezimiert. Und erst knapp vor dem ersten Lockdown im letzten Jahr krachte eine der Fichten vor dem Haus nur wenige Sekunden, nachdem zwei Personen vorbeigegangen waren, zu Boden. Und im Sommer folgte eine große Fichte im Garten.
Eine fachliche Begutachtung ergab, dass auch die restlichen Fichten früher oder später fallen würden. Um potentiellen Schaden für Personen oder Gebäude abzuwenden, wurde darum beschlossen, sie alle in einer konzentrierten Aktion fällen zu lassen. Es war außerdem Zeit, die reifen Bäume zu ernten, bevor die Borkenkäfer über sie herfallen konnten und gleichzeitig den eigentlich hier verwurzelten Laubbäumen (Buche, Erle, Esche, Kastanie …) ihren angestammten Platz wieder zurückzugeben. Durch diese „tabula rasa“ kommt nun auch wieder viel Licht und Luft in und um das Haus der Stille – eine Art Reinigung, Erneuerung, Generationenwechsel auch bei den Bäumen.
Am 13. Jänner 2021 war es soweit: Männer aus der Umgebung rückten mit schwerem Gerät, Traktoren mit Seilwinde, Rückewagen mit Hebekran und Motorsägen an. Horst Strasser als “Fichtenprojekt-Beauftragter” koordinierte die Aktion. In Absprache mit unserem Nachbarn Patrick Ulz wurden auch die Hecke ausgedünnt/verjüngt und einige hohe (Laub-)Bäume an der Nordgrenze unseres Grundes entfernt, die in den letzten Jahren bereits weite Teile seines Ackers in Schatten gesetzt hatten.
Als Lohn für ihre Arbeit wollten die Holzfäller einen 50%igen Anteil des Holzverkaufs, einen Pauschalbetrag für die Maschinen und außerdem wünschten sie sich zu Sommerbeginn eine Segnungsmesse für ihre Familien. P. Sascha ist gerne bereit, diesen Wunsch zu erfüllen. Nach zwei Tagen Schwerarbeit war es geschafft. Beim Friedensplatz fiel die letzte Fichte.
Auch unser freiwilliger, engagierter Helfer Josef sei hier erwähnt und herzlich bedankt. Er hatte nämlich im Anschluss noch eine Woche lang zu tun, den Garten wieder ansehnlich zu gestalten, d.h. Äste, Zweige, Baumstümpfe etc. zu verräumen. Herzlichen Dank auch dir, lieber Josef!
Nun genießen wir die gewonnene Weite und das Licht und warten, dass der Frühling mit seinem Grün die gerissenen Wunden langsam überdeckt. Die verbliebenen Laubbäume werden sich nun umso prächtiger entfalten können.
Hans Waltersdorfer/Horst Strasser