Spirituelles Laufen im Haus der Stille
Viel ist in diesen Tagen über Gesundheit und Gesundheitsförderung zu lesen. Viel wird in diesen Bereichen getan. Z.B. spendiert die SVS (Sozialversicherung für Selbstständige) dieses Jahr einen „Gesundheitshunderter“, wenn man zum Zahnarzt geht. Die Österreichischen Gesundheitskassen laden bundesweit den ganzen Sommer über zu niederschwelligen (kostenlos und ohne Anmeldung) Angeboten unter dem Motto „Bewegt im Park“. Dies passiert auf dem Hintergrund, dass Gesundheit und Bewegung im österreichischen Durchschnitt doch noch nicht den gewünschten Stellenwert haben, obwohl immer wieder zu hören ist: „Hauptsach‘ g’sund!“
Als gläubiger Christ sage ich, wenn das in Gesprächen aufkommt, „Nein! Hauptsach‘, gute wesentliche Beziehungen!“ Das erntet in den meisten Fällen Verwunderung. Doch nachdem ich es ein wenig erläutere, schließen sich die meisten an: „So hab ich das noch nicht gesehen. Da hast du gar nicht Unrecht!“
Und warum? Erstens: Niemand ist wirklich gesund! Jede und jeder hat ein kleineres oder größeres Leiden, ob physisch oder/und psychisch. Und Gesundheit ist nicht nur Abwesenheit von Krankheit. Zweitens: „Hauptsach‘ g’sund“ sehe ich in Zusammenhang mit unserer westlichen Leistungsgesellschaft. Nur nicht krank und pflegebedürftig und auf andere angewiesen sein. Niemand will zur Last fallen. Was für ein Menschenbild? Was wird hier gesellschaftlich in unseren Breiten vermittelt?
Nun ist der Mensch als soziales Wesen geschaffen, und wir sind vom ersten bis zum letzten Atemzug auf andere angewiesen: im praktischen Alltag wie im Werden und Reifen der eigenen Identität. Das christliche Menschenbild sagt in diese Richtung. Was nützt dir all dein Geld, all deine Gesundheit, Fitness und Schönheit, hättest aber keine Liebe? Hauptsach‘ g’sund, aber keine wesentlichen Beziehungen, die dich tragen und dir Halt geben? Allein die Liebe zählt. Wir glauben an einen Gott der Liebe. Unter den drei Hauptgeboten kommt nun Gesundheit einmal nicht vor.
Der große Missionar Paulus greift Bilder aus der Wettkampfrhetorik auf, um auf Wesentliches für uns Christen und Christinnen hinzuweisen. So heißt es in der sogenannten „Läuferepistel“: „Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt. … Jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Preis zu gewinnen. … (1 Kor 9,24-27)
Hier schlage ich jetzt die Brücke zur spirituellen „Fitness“. Es geht dabei ebenfalls um ein regelmäßiges Training, um einmal Medaillen erhalten zu können, wenn nicht sogar den Siegespreis. In der Regelmäßigkeit liegt die Kraft. Das Erfreuliche ist, es gibt im spirituellen Bereich nicht nur einen Sieger. Wir alle könnten „Sieger:innen“ werden, und zwar auf dem Podest eines sinnerfüllten, beglückenden, friedvollen UND weitgehend gesunden Lebens. Die Medaillen sind nicht aus Metall oder Holz, sondern aus Gesundheit, Wahrnehmung und Frieden gefräst.
Was braucht bzw. kostet es? Disziplin, Regelmäßigkeit, Zeit, Geld für Trainingsausrüstung (z.B. Meditationssocken und Hocker etc.) und Trainingslager und jede Menge Vertrauen. Denn im spirituellen Bereich funktioniert nicht das Prinzip eines Marathons: was du vorher in das Training investierst, bekommst du beim eigentlich Lauf zurück. Im sportlichen Bereich mag Selbstoptimierung möglich und angestrebt sein. Im spirituellen Bereich ist nichts machbar. Wir können uns nur bereit machen und öffnen für tiefer gehende Erfahrungen von Gottesnähe, von Reich Gottes auf Erden. Es wird dir geschenkt!
Spirituelles Laufen ist eine grandiose Symbiose von körperlicher Betätigung und spiritueller Übung. Es geht um eine Wahrnehmung, um ein Laufen im Hier und Jetzt. Um ein gegenwärtig Werden, um sich mit dem Allgegenwärtigen zu verbinden. Eine Brücke zu Gott bauen. Herr, hier bin ich und hier laufe ich. Dankbar für den Körper, den du mir geschenkt hast, preise und lobe ich dich durch rhythmische Bewegungen, die Tempeldienst werden, weil sie dem Tempel des Heiligen Geistes (1 Kor 6,19) Segen bringen.
Weil wir nicht den ganzen Tag laufen können und auch nicht wollen – ein langsames Laufen-Können von 15 Minuten wäre eine gute Mindest-Ausgangsbasis – setzen wir unsere spirituelle Haltung und Absicht an diesem Wochenende in der christlichen Meditation fort. Wir werden grundsätzlich eine schweigende Haltung einnehmen. Abends kann dem sozialen Bedürfnis nach Austausch gern nachgekommen werden. Das Schöne an einem „Trainingslager“ ist, dass wir zusammen üben und fit bleiben, an diesem Wochenende an Leib, Geist und Seele! Dem Leistungs- oder Selbstoptimierungsgedanken geben wir an diesem Wochenende `mal frei. Wir vertrauen, dass es einfach gut wird!
An zwei Wochenenden im Juli, hast du die Möglichkeit, spirituelles Laufen im Haus der Stille zu erleben: 5.-7. und/oder 12.-14. Juli
Wolfgang Klema
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