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Gänseblümchen lächeln absichtslos
Die Tugend der Uneitelkeit

Uneitelkeit ist eine Tugend, die in der Kirche und in der Politik nicht so oft in Erscheinung tritt. Eher finden wir dort Menschen, die gerne im Rampenlicht stehen. Menschen, die parat stehen, wenn ein Mikrofon, wenn eine gesellschaftlich bedeutende Einladung, wenn eine Kamera vor Ort ist.

In der Kirche benennt Papst Franziskus ständig das – wie er es nennt – „Übel“ des Klerikalismus. Also die Eitelkeit der Diakone, der Priester, der Bischöfe oder Kardinäle.

„Sie machen ihre Gebetsriemen breit und die Quasten an ihren Gewändern lang, sie lieben den Ehrenplatz bei den Gastmählern und die Ehrensitze in den Synagogen und wenn man sie auf den Marktplätzen grüßt und die Leute sie Rabbi nennen.“

Ich glaube ich muss diese Eitelkeit nicht weiter erläutern. Wenn ich allerdings viel aus Eitelkeit tue gepaart mit Narzissmus, also dem Bedürfnis bewundert zu werden und dem Bewusstsein großartig zu sein, hat das zur Folge, dass es mir an Einfühlungsvermögen mangelt, da ich den anderen nicht wirklich sehen kann.

Wenn sich dieses Muster bei Menschen, die ein kirchliches oder politisches Amt innehaben, ausgebildet hat, kommt es zu dem, was Jesu heute beschreibt. Entscheidungen und Gespür für die Menschen klaffen oft eklatant auseinander. Denn oft handelt es sich bei den Entscheidungen um Ableitungen von Lehren, die einer Ideologie entstammen.

Auch Papst Franziskus wendet sich oft gegen jede Form der Ideologien. Denn sie haben mit dem realen, für uns Menschen lebbaren Leben nichts gemeinsam. Sie verlangen in ihren Vorschriften und moralischen Normen Dinge, die oft durch Nichtintegration der eignen Schatten – also der eignen verdrängten Anteile und Themen – entstanden sind.

Demut, ein gutes Gespür für mich selber, Integration meiner Schatten, ein kongruentes Leben, also das, was Jesus anmahnt, dass mein Leben mit meinen Worten, mit meinen Werten, mit meiner Erscheinung, übereinstimmt, sind gefordert, wenn wir ein Amt übernehmen oder innehaben, aber auch im ganz normalen Alltag von uns Menschen.

Wir sind aufgefordert, ein gutes Selbstbewusstsein für uns zu entwickeln, damit wir nicht andere Menschen, Institutionen oder uns selber benutzen und gebrauchen, um größer und besser sein zu müssen als wir sind, um unser Mangelgefühl nicht spüren zu müssen. Denn jede Überhöhung ist die Kompensation eines Mangels.

„Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.“
Demut ist gefragt, auch unsere eigene Demut im Umgang mit diesen Phänomenen. Denn wir sind auch aufgefordert zu unterscheiden, was die Botschaft und wer der Träger der Botschaft ist. Die Botschaft der Bibel, die Aufgabe der Kirche, die Botschaft der Demokratie, das Gestalten von Politik. Natürlich bedingt und beeinflusst das eine das andere.

Verantwortungsträger:innen können Institutionen und Botschaften beschädigen. Dann ist es unsere Aufgabe, mit dafür zu sorgen, dass Menschen an bestimmten Positionen ausgewechselt werden, zum Beispiel durch Wahlen, und nicht, dass wir „das Kind mit dem Bade ausschütten“ und Glaube, Kirche, Politik und Institutionen ablehnen, weil das Personal dort schwierig ist.

Das ist oft nicht leicht und wir sehen auch, was heute passiert, wenn Kirche, Gesellschaft und Politik unter diesen Formen des Machtmissbrauchs leiden.

Achten wir auf uns, achten wir auf unser Verhalten, achten wir darauf, in unseren Aufgaben „Dienerinnen und Diener“ zu sein und achten wir auf unsere Kongruenz, also auf die Übereinstimmung von dem, was wir reden, was wir tun und was wir sind. Dann haben wir, hat unsere Gesellschaft, hat unser Kirche einiges gewonnen.

P. Sascha Heinze SAC

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