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Dreifaltigkeit – die Weite der Nondualität

Das Verstehen des Geheimisses der Dreifaltigkeit ist für uns ein oft gut gehütetes Geheimnis. In der christlichen Tradition und im christlichen Glaubensgut hat sich das Göttliche in drei Personen entfaltet. Im Vater, im Sohn, im Heiligen Geist. Paulus schreibt heute: „Die Gnade des Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen“. Jeder „Person“ wird eine andere Eigenschaft zugeschrieben. Und Jesus beauftragt seine Jünger nach seiner Auferstehung damit, die Menschen zu taufen, und zwar im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Auch andere Traditionen haben sich der Aufteilung in drei zueinanderbezognene Wirklichkeiten geöffnet und sie beschrieben. Die Philosopie nennt seit jeher das „Gute“ das „Wahre“ und das „Schöne“. Die Zahl drei hat hier, wie bei der Beschreibung der Dreifaltigkeit, eine besondere Bedeutung. Sie hebelt das dualistische Prinzp der zwei auf und öffnet sie in des nonduale Prinzip der drei.

Philosophise und geoffenbarte Weisheit sind seit Anbeginn auf Weite, auf Nondualität angelegt. Warum ist das wichtig? Weil das Duale, das auf zwei Antworten, auf das Entweder-oder-Bezogene immer einengend ist. Das Nonduale beschreibt in der Spiritualität das gGöttliche, das nicht Einengende, beschreibt die Erfahrung der Einheit.

Die drei Personen Gottes, die drei Begriffe der Philosopie, möchten diese Einheit darstellen und ausdrücken. Gott, das Leben, ist eine Einheit und eine Weite. Das ist eine Aussage über die Dreifaltigkeit, die wir an diesem Sonntag feiern. Gott, das Leben, ist immer größer, als wir es uns denken können. Gott, das Leben, ist immer weiter und tiefer, als wir es wahrnehmen können. Die christliche Tradition hat Gott in diese drei Personen gedeutet. In den Vater, in den Sohn, in den Heiligen Geist, damit die Fülle, damit die Dynamik, damit die dialogische Gestalt der Wirklichkeit zum Ausdruck kommt. Und damit die Weite, die Nondualität sichtbar, wahrnehmbar und erfahrbar wird.

Nonduale Erfahrungen werden uns von Mystiker:innen aller Jahrunderte und aller Religionen berichtet. Gestern wie heute. Die Erfahrung Gottes, die Erfahrung der Weite, der Unendlichkeit, der Nondualität ist eine Erfahrung, die jede und jeder von uns machen kann. Die Dreifaltigkeit möchte das Leben, wie es das Wort schon ausdrückt, ausfalten. Raus aus der Enge, hinein in die Weite des Lebens, der Erfahrung, der Möglichkeit. Möglichkeiten, die sich zeigen und für uns eröffnen, wenn wir uns in die Weite, wenn wir uns in die Nondualität wagen. Denn dort gibt es keine Begrenzungen. Begrenzungen, die uns einengen, die uns vom Leben abschneiden.

Das Prinzip der Offenheit ist das Prinzip der Zukunft, ist das Prinzip Gottes, ist das Prinzip der Welt. Alle Einengung ist widergöttlich und ist die sogenannte Sünde gegen den Heiligen Geist, welche auch nicht vergeben werden kann, wie Paulus es ausdrückt. Auch wird durch dieses Prinzip und diese Sichtweise die Wirklichkeit klarer sichtbar und das antike Verständnis der Welt deutbar für uns heute. Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Bezugspunkt der Verlässlichkeit und der Verbundenheit, der Ort und die Möglichkeit der Entfaltung, der Eigenständigkeit, der Geist der Freiheit, der Geist der Selbsttranszendenz, wie Viktor Frankl es nennt. Trauen wir neu der Vielfalt Gottes, trauen wir neu der offenen Weite des Lebens, und trauen wir neu dem Geist des Lebens.

Sascha Heinze SAC

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