Wie kommen wir zu innerer Klarheit, zu innerem Frieden? Wie kommen wir zu dem, was wir sind, woran wir uns orientieren, woran wir uns ausrichten? Was sind unsere Maßstäbe, unsere Werte, unsere Ziele? Die Zeit klarer Definitionen, die Zeit klarer Werte, die Zeit klarer Orientierungen scheint vorbei zu sein. Vieles scheint beliebig, gleich-gültig, wert-los geworden. Doch gab es die vermeintliche Klarheit, die vermeintliche Ordnung, das allgemein Gültige überhaupt? Und entspricht es uns als Menschen, als Gesellschaft, als Kirche?
„In jener Zeit sprach Jesus zu den Jüngern: Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“
Wir sollen uns also nicht verwirren lassen. Nicht verwirren lassen von einer Verwirrtheit, die heute viele Menschen und die Gesellschaft, die Kirche ergriffen hat. Denn, „im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen“, so Jesus. Viele Wohnungen bedeutet, es müssen nicht alle in derselben Wohnung leben, es müssen also nicht alle dasselbe glauben. Es müssen nicht alle dieselbe Meinung haben. Es müssen nicht alle dasselbe denken. Wir dürfen unterschiedlich sein, unterschiedlich denken, fühlen, lieben. Wir dürfen Unterschiedliches glauben, hoffen, suchen.
Denn, so Jesus: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen.“ Im Spiegel Jesu den eigenen Weg gehen. Sich selbst erkennen, den eigenen Weg gehen und vertrauen. Das ist der Weg, den Jesus uns heute empfiehlt, und „wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.“
Wir sind gefordert, an die eigenen inneren Kräfte, an die eigne Verbundenheit mit Gott, mit dem Leben zu glauben. Daraus dürfen wir nun Kraft und Klarheit schöpfen. Dann, so Jesus, werden wir „noch größere Werke als diese vollbringen.“
Welch große Worte, die wir heute hören, glauben und tief in uns hineinlassen dürfen. Vielleicht zweifeln wir daran. Aber wenn wir Jesus glauben, dürfen wir auch diesen Worten glauben. Sie werden aber nur Wahrheit werden, wenn wir uns trauen, aus unserer Kraft, aus unserer inneren Zustimmung zu den Fragen, den Antworten und den Entscheidungen unseres Lebens zu stehen. Sie werden nur Wahrheit werden, wenn wir uns trauen, wir selbst zu sein. Wir müssen uns trauen, Gott Gott sein zu lassen. Wir müssen uns trauen, Jesus Jesus sein zu lassen. Verbunden mit beiden, ja, aber nicht abhängig von beiden.
Denn Abhängigkeiten lassen uns nicht frei und selbstbestimmt leben. Wir sind aufgefordert, unser Leben zu ergreifen und uns eine dieser vielen Wohnungen einzurichten, sie in Besitz zu nehmen und in ihr zu wohnen. Unsere Wohnung zu bewohnen ist wichtig. Damit wir einen Platz, einen inneren Ort haben, der uns Halt, Schutz und Raum zum Leben gibt. Diesen Raum, diese Wohnung zu bewohnen, damit wir aus diesem „Bewohnen“ als wir selbst und aus unserem inneren Selbst wirken und leben können.
Im Geist Jesu, in Verbundenheit mit Gott. In Verbundenheit mit dem Leben, mit unserem eigenen Leben. Dann werden wir fruchtbar werden. Dann werden wir die Werke, die Jesus vollbrachte, auch vollbringen, und wir werden noch größere als diese vollbringen. Wenn wir das glauben können, lässt sich unser Herz nicht verwirren. Und wir glauben so an Gott und an ihn, Jesus, den auferstandenen Christus, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben ist.“
Sascha Heinze SAC