Lebensraum für Spiritualität und Begegnung

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Feuer und Hauch

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“ Mit diesem spektakulären Bild wird uns heute der Heilige Geist beschrieben. Zungen wie von Feuer lassen Menschen in anderen Sprachen reden.

Im Evangelium kommt der Heilige Geist unspektakulärer, ruhiger, ja fast mystisch daher. „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist!“

Zwei verschiedene Bilder für die Erfahrung des Heiligen Geistes, für das Wirken und das Wesen des Geistes. Feuer und Hauch; Lebendigkeit und Ruhe. All diese Bewegungen sind Bilder für den Heiligen Geist. In diesen Bildern sind Innehalten und Bewegung, neue Möglichkeit und Veränderung abgebildet. Der Geist belebt, er befähigt zu Neuem, zu Unbekanntem, zu Überraschendem.

Menschen können in anderen Sprachen reden, heißt es da. Menschen werden zur Kommunikation, werden zur Verständigung befähigt. Eine Grundart des Seins Gottes in der Welt. Eine Grundart der Befähigung zu wahrem Menschsein. Menschen verstehen einander, Menschen werden offen für die Begegnung, Menschen geraten in die Weite und in die Offenheit für wahre Begegnung.

Jesus beschreibt eine andere Qualität des Heiligen Geistes. Jesus haucht sie an und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.“

Hört sich an wie die Legitimation der Beichtvollmacht für Priester. Ich glaube, dieses Beispiel will uns die Möglichkeit und die Kraft der Unterscheidung der Geister zeigen und lehren. Wenn wir die Unterscheidung der Geister lernen und üben, dann bekommen wir eine Klarheit für uns, für die Werte, die uns wichtig sind, für die Entscheidungen, die anstehen, für das, was gut und was böse ist.

Der Prozess der Unterscheidung braucht manchmal Zeit, aber er kann Frieden schenken. Einen Frieden, den Jesus seinen Jüngern wünscht, die aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen versammelt sind. Jesus tritt in ihre Mitte und wünscht ihnen den Frieden. Und er schenkt ihnen Begegnung, damit sie den Frieden auch spüren können.

Der Heilige Geist also ist der Teil Gottes und der Teil in unserem Leben, der uns in die Offenheit, in die Begegnung, in den Frieden, in die Sendung, in die Möglichkeiten, in die Überraschungen, in die Entwicklung unseres Lebens schicken, begleiten und darin stärken möchte. Der Heilige Geist ist das Neue, das Unbekannte, das, was für mich und was für uns möglich ist. Pfingsten möchte uns das Wirken dieses Geistes neu zusagen und neu bewusst machen. Öffnen wir uns neu für das Leben, für das Leben, das auf uns wartet, wenn wir uns in die Offenheit und in die Weite des Lebens wagen. Allen Ängsten und allen Unsicherheiten zum Trotz.

Sascha Heinze SAC

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