Und wieder hören wir die alten Geschichten. Wieder hören wir die Geschichte von der Geburt Jesu vor ca. 2000 Jahren. Und in einer Woche feiern wir die Geburt des Kindes, des Jesus von Nazaret. Er, das Kind in der Krippe, die Verheißung auf Frieden. Er, die Verheißung auf Erlösung. Er, der verheißene Messias, der Sohn Gottes. Er, aus dem Stamm David, aus dem Geschlecht der Propheten. Er, der Messias, der Sohn Gottes, wie es dem damaligen Gottesbild entsprach. Er, geboren von einer Jungfrau, um seine Besonderheit und Einzigartigkeit zu deuten.
Dieser Advent und dieses Weihnachtsfest treffen in unserem Land, treffen in Europa auf erschütterte, verunsicherte und verängstigte Gesellschaften. Erschüttert durch einen Krieg, durch die Pandemie und weitere multiple Krisen. Verunsichert durch den Verlust von unerschütterlich geglaubten Sicherheiten, verängstigt durch eine in Brüche geratene sichere Zukunft. So finden sich viele Menschen zurzeit wieder.
In diesen Situationen geht der Kreislauf des Lebens weiter. Advent, Weihnachten, Silvester, ein neues Jahr trotzen der Wirklichkeit, fallen nicht aus, stehen fest. Und können, da sie fest stehen, Hinweisgeber, Tröster, Hoffnungsschimmer sein, hinein in unsere für viele Menschen veränderte Wirklichkeit.
„Sie wird einen Sohn gebären; ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen. Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Siehe: Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“
Diese Botschaft schenken uns diese Tage, schenkt uns das Weihnachtsfest. „Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“
Gott ist mit uns – so der Hinweis aus der Geburtsgeschichte Jesu. „Gott ist mit uns“ in den Tagen unseres Lebens, in den Tagen der Verunsicherung, der Angst, der Erschütterung. „Gott ist mit uns“ in den Situationen, in denen eine Pandemie uns und unser Land spaltet; „Gott ist mit uns“ in den Situationen, in denen der Krieg in der Ukraine uns ängstigt; „Gott ist mit uns“ in der Hoffnung auf eine Entwicklung hin zu mehr Klimaschutz; „Gott ist mit uns“ in der Angst, wie meine und unsere Zukunft aussehen wird; „Gott ist mit uns“ bei der Bewältigung unseres teurer geworden Alltags. „Gott ist mit uns“.
„Gott ist mit uns“ ist für mich der entscheidende Satz des heutigen Evangeliums. Denn das Gefühl, nicht allein zu sein, das Gefühl, gehalten, beschützt, getragen, umhüllt, begleitet, verbunden zu sein, ist ein haltgebendes Gefühl. Und „Halt geben“ und „Halt finden“ ist ein wichtiges Momentum in diesen Tagen, in diesen Zeiten.
Halt können wir auch in inneren Bildern finden, in Träumen, wie die biblische Geschichte es nennt. Innere Bilder, Imaginationen, Träume, also bildhaftes Schauen und Denken, können uns Halt und Trost geben, da sie uns aus der Unsicherheit, aus der Angst in Freiheit, in Zukunft, in Hoffnung führen können.
Josef hat im Traum, hat in inneren Bildern einen solchen Trost erlebt. „Josef, ihr Mann, der gerecht war und sie nicht bloßstellen wollte, beschloss, sich in aller Stille von ihr zu trennen.Während er noch darüber nachdachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.“ Und am Schluss heißt es: „Als Josef erwachte, tat er, was der Engel des Herrn ihm befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich.“
Die Träume bleiben nicht Schäume, die inneren Bilder nicht reine Fantasie, sie werden handlungsweisend, sie werden zur Antwort auf die Fragen des Lebens. Sie führen ins Tun, sie machen handlungsfähig. Sie trösten und schenken innere Klarheit. „Gott ist mit uns“, diese Zusage der Verbundenheit, diese Zusage des Vertrauens kann uns ins Handeln, kann uns ins Leben führen, kann uns ermächtigen, um nicht ohnmächtig, verängstigt, verunsichert bleiben zu müssen.
Dass Gott mit uns ist, dass wir verbunden sind, dass wir vertrauen können, das ist für mich die Botschaft des heutigen vierten Adventssonntags. Nehmen wir sie mit in die neue Woche, an deren Ende die Feier der Geburt Jesus auf uns wartet.
Sascha Heinze SAC