Lebensraum für Spiritualität und Begegnung

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Im Dialog bleiben
Das Leben lehrt uns, dass das Leben ein Weg ist, ein Weg auch der Auseinandersetzung. Und dass diese Auseinandersetzung vor allem auch von Mensch zu

Im Zeitalter von Lieferdiensten, von Streamingportalen, von Social Media sind wir es gewohnt, alles immer gleich und sofort zu bekommen. Bestellungen, Musik, Kontakte, Informationen. Viele sinnvolle Errungenschaften und technische Möglichkeiten, die unser Leben bereichern und weiten können.

Sie begünstigen aber auf der anderen, auf der Schattenseite, dass manche sich nur noch in ihren Wünschen, in ihren Welten, in schnellen unbedachten Reaktionen und in ihren Blasen aufhalten. Also in Räumen, wo diejenigen, die sich in diesen Räumen aufhalten, alle das gleiche denken, die gleichen Meinungen und Weltbilder pflegen und meistens nicht bereit und fähig sind, sich mit anderen Meinungen konfrontieren zu lassen, zu lernen, sich zu weiten, neue Standpunkte und Antworten zu finden.

Isolierungen, Einseitigkeiten und Verzerrungen in unserem Denken und Verhalten können so entstehen und gefördert werden. Ängste werden nicht entängstigt, sondern gefestigt. Das Leben jedoch lehrt uns – manchmal schmerzlich -, dass das Leben nicht nur aus meiner und aus einer Meinung besteht. Das Leben lehrt uns, dass das Leben ein Weg, ein Weg der Auseinandersetzung mit dem Leben, mit meinen und unseren Ängsten und mit den Ereignissen des Lebens ist. Und dass diese Auseinandersetzung vor allem auch von Mensch zu Mensch, also im Dialog geschieht. Dialog kann herausfordernd, kann manchmal anstrengend, kann langwierig, kann schwierig, schön, neugierig, intensiv, tief und weitend sein. Dialog fordert manchmal Mut, mich zu zeigen mit Ängsten, mit Schwächen, mit Unsicherheiten.

Von einem solchen Dialog haben wir gerade gehört. Die Jünger, die nach Emmaus gingen, waren ca. 2 Stunden, sechzig Stadien, unterwegs. Also schon ein wenig Zeit, um miteinander zu plaudern und sich austauschen zu können. „Sie sprachen miteinander über all das, was sich ereignet hatte.“

Und dann geschieht etwas, was als das Dazustoßen des auferstandenen Jesus und das Mitgehen Jesu auf ihrem Weg beschrieben wird. Jesus, so wird berichtet, fragt fast wie ein Therapeut, um den Dingen auf den Grund zu gehen. Er lässt sie erzählen, damit sie das Geschehene und das, was sie beschäftigt, noch einem erzählen können. Und er beginnt, ihnen die Ereignisse deuten zu helfen, bis sie ihn im Brotbrechen erkannten. Dann sahen sie ihn nicht mehr.

Der Dialog, in den wir zufällig geraten können, den wir bewusst führen, kann verschiedene Überraschungen für uns parat haben. Gespräche, die wir miteinander führen, Ereignisse, die wir miteinander austauschen, können unser Verstehen fördern, können uns helfen, Dinge neu zu sehen, können uns helfen, damit wir nicht in Trauer, in Bildern, in Erfahrungen unverstanden und ungedeutet stecken bleiben.

Vielleicht kennt ihr das auch. Dass Gespräche unsere Bilder, Ereignisse, Erfahrungen erleuchten und verstehen helfen, und dass uns in Gesprächen Gedanken und Wörter einfallen, über die wir selbst überrascht sind, dass wir sie denken, sagen, aufkommen lassen können, und dass in Gesprächen unsere Ängste verschwinden. Dann geht – im Sinne der erzählten Geschichte – ein Dritter oder eine Dritte mit. Dann geht eine Weisheit mit, die mir alleine verborgen wäre. Dann geht eine Weisheit mit, die mir im Umgang mit nur meinesgleichen verborgen bliebe. Dann geht eine Weisheit mit, die mich in die Weite, die mich ins Verstehen, die mich in die Begegnung mit mir, mit Gott, mit dem Leben führt. Denn solche Begegnungen sind wie das Brotbrechen, das Teilen. Sind wie die Gegenwart Jesu, die Gegenwart Gottes in meinem und unserem gemeinsamen Leben.

Nutzen wir Lieferdienste, Streamingportale und Social Media, wo sie unser Leben unterstützen, erleichtern und Kommunikation fördern. Achten wir darauf, dass wir in Begegnung, im Gespräch mit anderen über das bleiben, was uns bewegt, was uns berührt, was uns ängstigt, was uns unsicher oder traurig macht, was uns fragen und suchen lässt. Achten wir darauf, offen zu bleiben für die Deutungen, die jenseits unseres jetzigen Verstehens und unserer derzeitigen Meinung liegen.

Denn das Leben ist deutungsbedürftig, ist vielschichtiger, ist geheimnisvoller, als dass es mit einer Meinung, am besten mit meiner Meinung, beantwortet werden könnte. Gerade auch, wenn es sich um paradoxe Gegebenheiten und Geschichten handelt, also um Dinge, die wir nicht gleich und nicht leicht verstehen. Wie, dass der Tod sich ins Leben wandelt, dass ein Toter zum Leben aufersteht.

Trauen wir den unverständlichen Dingen im Leben, trauen wir dem Gespräch, der Offenheit im Dialog, damit sich unsere Augen und unser Verstehen öffnen können und wir neue Antworten für unser Leben bekommen. „Da wurden ihre Augen aufgetan und sie erkannten ihn; und er entschwand ihren Blicken. Und sie sagten zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften eröffnete?“

Sascha Heinze SAC

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