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Vollende deine Geburt

“Vollende deine Geburt! Das ist die Aufgabe unseres Lebens. Wir vollenden sie nicht durch Leistung, sondern durch Sein. Die Erfahrung des Seins, die Erfahrung unseres tiefsten Wesens, das ist die Hausaufgabe unseres Lebens.” (Willigis Jäger)

Die Botschaft des Heiligen Abends, die Botschaft von Weihnachten ist vordergründig die Geburt Jesu, hintergründig geht es um die Vollendung unsere eigenen Geburt, um die Vollendung der Geburt Christi in unsere Seele, die Vollendung der Geburt unserer Seele, unseres Seins, unseres tiefsten Wesens, wie es der verstorbene Benediktiner Willigis Jäger, ein Mystiker unserer Zeit, nennt.

 Wir vollenden unsere Geburt nicht durch Leistung, so Willigis Jäger, „sondern durch Sein.“ Weihnachten lädt uns ein, unser gesamtes Menschsein in den Blick zu nehmen. Menschliches Leben, christliche Existenz ist immer hineingestellt in die Realität des Lebens von der Zeugung bis zum Tod. In dieser Realität unseres Lebens ist der Platz unseres Lebens, findet unser Leben statt. Und dieses Leben führt uns, in unseren westlichen, industriell und digital geprägten Gesellschaften, immer mehr hinein in den Modus des Leistens. Als Mutter, als Vater, als Partner:in, als Sohn, als Tochter, als Kind, als Mitarbeiter:in, als Mitglied einer Gemeinschaft, als Ehrenamtliche in der Pfarre, im Haus-der-Stille, in der Gemeinde usw.

Unser Menschsein ist jedoch mehr, ist viel mehr als das, was wir leisten und zu leisten gewohnt sind. Unser Menschsein, hineingestellt in die Realität, mit all seinen Herausforderungen, muss zu allererst uns selber angehen. Ich muss mich selber angehen. Ich gehe mich als erstes selber an.

Jesus konnte leben, wirken und reden, weil er zuerst er selber war, weil er sich wahrgenommen hat in der Realität, in seiner Beziehung zu Gott, in seiner Beziehung zu anderen Menschen. Er hat seine Geburt vollendet, indem er er selber wurde, indem er wusste, wer er war. „Du bist mein geliebter Sohn“, vernimmt er bei seiner Taufe. Er hat seine Geburt vollendet, indem er sein Sein gelebt hat. Er hat die Hausaufgabe seines Lebens, wie Willigis Jäger es nennt, gemacht.

Wir könnten entgegnen, ja, der hatte es ja leicht, der hatte ja nichts anderes zu tun. Der ist umhergezogen und hat gepredigt. Ja, aber vermutlich nach einigen Erfahrungen, die er während eines normalen Lebens gemacht hat. Denn zu „predigen“ begann er erst mit ca. 30 Jahren. Er muss also während seines „Arbeitslebens“ Erfahrungen gemacht haben, die ihn diesen „anderen Weg“ haben gehen lassen.

Viele jüngere und Menschen mittleren Alters entdecken heute: Ich möchte nicht mehr so leben, wie es das „normale“ Leben mir vorgibt. Sie spüren ihr Sein, sie antworten aus dem Gespür für sich selbst und schlagen oft, wenn es ihnen möglich ist, einen anderen Weg ein. Autarkie, Reduktion, Einfachheit sind neue Wege unserer Zeit. Sind Antworten auf die „Leistungsgesellschaft“, in der sich die meisten Menschen heute erleben und wiederfinden.

Viele Menschen spüren intuitiv, dass das für ihr Leben nicht mehr so stimmt. Und wohl dem, der das Glück, die Kraft und die Möglichkeit hat, sein Leben so weit selbst bestimmen zu können, um seinen Weg zu ändern. Denn dafür haben nicht alle die Kraft, die Möglichkeit, die Kreativität und oft nicht den nötigen Leidensdruck.

“Vollende deine Geburt! Das ist die Aufgabe unseres Lebens. Wir vollenden sie nicht durch Leistung, sondern durch Sein. Die Erfahrung des Seins, die Erfahrung unseres tiefsten Wesens, das ist die Hausaufgabe unseres Lebens.”

Die Geburt Jesu lädt uns ein, neu hinzuspüren, wie wir unsere Geburt vollenden können. Wie wir mit unserem Sein, mit unserem Wesen, mit unserer Seele neu und tiefer in Verbindung kommen können, damit wir erspüren können, was unsere Seele, was unser Sein braucht, um sich vollenden zu können. Was unsere Seele braucht, um wachsen, sich entfalten und sich entwickeln zu können.

In diesen Blick gehört unser ganzes Leben von Geburt an. Gehört jede Prägung, gehört jede Erfahrung. Sie alle sind verpackt in dem Geschenk, dass wir dieses Jahr an Weihnachten wieder vorgelegt bekommen, damit sich daraus unsere Geburt weiter vollenden kann. Dieses Geschenk ist vielleicht nicht so romantisch, wie wir uns Weihnachten wünschen, dieses Geschenk ist die Realität unseres gewordenen Lebens, welche uns auffordert, weiterzugehen, vor allem, weiterzugehen zu uns selbst. Hinein in unser Sein, damit wir unser tiefstes Wesen erspüren, vielleicht neu entdecken, vielleicht heilen, vielleicht trösten, vielleicht neu lieben können. Wenn uns das gelingt, dann ist Heiliger Abend für unsere Seele. Wenn uns das gelingt, dann können wir unsere Geburt weiter vollenden, damit wir ganze Menschen werden.

Sascha Heinze SAC

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