Lebensraum für Spiritualität und Begegnung

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Grenzenüberschreiten

Sinai, 2012

Stille, bewusstes Innehalten, ist ein Gegenpol  gegen das Gefühl des ständigen Getriebenseins im Leben. Bewusstes und entschleunigtes Unterwegssein kann eine weitere Form sein, aus der Gehetztheit auszusteigen und Abstand vom Alltag zu gewinnen. Es kann Horizonte erweitern, zu bereichernden Begegnungen führen und neue innere und äußere Erfahrungsräume erschließen.

Gemeinsames Reisen und das Entwickeln entsprechender Angebote gehörte von Anfang an zu den prägenden Erfahrungen der Gemeinschaft im Haus der Stille.

Viele Kontakte über die Grenzen hinweg – besonders nach Osteuropa – haben von Anfang an zahlreiche Begegnungen und Freiräume ermöglicht in Ländern, in denen Freiheit ein seltenes Gut war.

Studien- und Begegnungsreisen nach Bosnien-Herzegowina, Rumänien, Weißrussland, Ukraine, Albanien… haben teilweise langfristige und nachhaltige Kontakte geschaffen und nicht zuletzt dazu beigetragen, dass das Haus der Stille weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt ist.

Neue Horizonte und Erfahrungsräume eröffnet auch das Unterwegssein als Pilger:in auf biblischen, franziskanischen oder anderen spirituellen Spuren. 

Zwei Hauptquellen sind es, aus denen sich die Spiritualität unserer Gemeinschaft besonders nährt: die Bibel und das Lebenszeugnis von Franz und Klara von Assisi. Die franziskanischen Wirkungsstätten und Einsiedeleien in Assisi und Mittelitalien und die biblischen Ursprungsorte im Heiligen Land sind daher auch die bevorzugten Ziele unserer Pilgerreisen – sei es mit modernen Verkehrsmitteln oder (zumindest streckenweise) ganz klassisch zu Fuß.

Entschleunigt unterwegs sind auch Menschen, die sich mit Hans Waltersdorfer auf eine “stille.foto.reise” in die Toskana begeben.

Franziskus, dieser glückliche Wanderer,
hatte seine Freude an den Dingen,
die in der Welt sind -
und nicht einmal wenig.

Studien- und Begegnungsreisen

Kontakte nach Osteuropa gehörten von Anfang an zu den Verbindungen vom Haus der Stille, v.a. durch das Engagement von P. Karl Maderner, der als Franziskaner (teilweise im Auftrag seiner Ordensprovinz) regelmäßige Kontakte zu Mitbrüdern im damals noch kommunistischen Ostblock (CSSR, DDR, Jugoslawien) unterhielt.

So kam es bereits in der unmittelbaren Gründungsphase des Hauses der Stille (Vereinsgründung 1977, Eröffnung des Hauses 1979) zu Jugendtreffen in Jugoslawien (Herzegowina) und im Gegenzug zur Teilnahme dieser Jugendlichen an den ersten „Tagen der Begegnung“ im Haus der Stille. In den ersten 10 Jahren gab es regelmäßige Jugoslawienfahrten der Hausgemeinschaft.

Die Umbrüche in Osteuropa führten im Februar 1990 zu einer spontanen Fahrt mit 4 Kleinbussen voll Hilfsgütern nach Rumänien. Es war der Beginn eines langjährigen Engagements und Austausches in Rumänien, aus dem später auch unser Projekt “Patenschaftshilfe Rumänien” hervorging.

Im Lauf der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren geriet auch Bosnien-Herzegowina wieder stärker ins Blickfeld und wurde Ziel mehrerer Hilfs- und Begegnungs-Fahrten .

Der Aufbau von Franziskanerklöstern in Belarus (Weißrussland) gab uns im Jahr 2004 die Möglichkeit, mit einem jungen Franziskaner dieses Land zu bereisen. Dabei besuchten wir eher zufällig auch ein neues Schwesternkloster in Minsk. Als diese Schwestern fünf Jahre später auf einer Verkaufstour durch die steirischen Pfarren ein Quartier suchten, haben wir sie bei uns aufgenommen. Mit dem Verkauf ihrer Handwerksprodukte und Ikonen (von denen einige auch in unserem Laden verfügbar sind), wird der Betrieb ihrer Behinderteneinrichtung unterstützt.

Die Idee für regelmäßige Studienfahrten in uns noch unbekannte Länder des Ostens war geboren.

Es folgten Reisen in die Ukraine (2007 – Reisebericht hier… ), nach Bosnien (2009), Albanien und Kosovo (2013).

Bei diesen Reisen wurden teils bestehende Beziehungen aufgefrischt, teils neue geknüpft, manche davon mit langjähriger Nachhaltigkeit, wie die mit den Frauen aus Rubik (Albanien), deren handgewebte Borten in unsere Meditationspölster eingearbeitet werden.

In Rumänien entwickelte sich eine mehrjährige Präsenz von Gemeinschaftsmitgliedern aus dem Haus der Stille, die beim Aufbau einer lebendigen Pfarrcaritas in der Pfarre Lipova mitwirkten. Bei späteren Begegnungsfahrten wurde der Kontakt zu den Sozialprojekten von P. Csaba Böjte ofm geknüpft mit einem bis heute aufrechten Patenschaftsprojekt. Berichte über die zahlreichen von Hedi Mislik organisierten Fahrten nach Rumänien und die Sozialprojekte findest du immer wieder in unserem “echo der stille”, z.B.:

Weißrussland 2004

Ukraine 2007

Bericht von Hedi Mislik im echo der stille 2007-2

Reisebericht von Hans Waltersdorfer als Download

Bosnien 2009

Bericht von Hans Waltersdorfer im echo der stille 2009-3

Albanien 2013

Bericht von Hans Waltersdorfer im echo der stille 2013-3

Leben im Aufbruch: Pilgernd unterwegs

Neue Horizonte und spirituelle Erfahrungsräume eröffnet auch das Unterwegssein als Pilger:in. Manchmal tut es gut, statt mit dem Auto oder Flugzeug zu verreisen, einfach, aber bewusst zu Fuß zu gehen. Pilgern ist in den letzten Jahren wieder beliebt geworden. Es muss nicht immer gleich der große “Camino” sein.

Unter dem Motto „Ich setze meine Schritte achtsam“ bot das Haus der Stille eine Zeitlang begleitete Wanderungen an. Tageswanderungen rund um das Haus der Stille standen dabei genauso am Programm wie weiter entfernte Ziele, z.B. eine Fußwallfahrt nach Mariazell. Pilgerreisen nach Assisi und in biblische Länder sind schon seit langem ein fixer Bestandteil im Angebot vom Haus der Stille.

"Eine Sehnsucht lässt mich immer wieder aufbrechen. Dieses Aufbrechen und Gehen macht etwas mit mir. Es ergibt sich wie von selbst, dass ich mein Leben überdenke und nachspüre, was losgelassen werden möchte und wonach ich mich neu ausrichten möchte. Was ich schon als verarbeitet oder abgeschlossen glaubte, kommt in anderer Form wieder und ordnet sich neu. Zu Beginn war das Gehen dieses Mal sehr mühsam - wegen meiner Müdigkeit. Aber das Durchhalten und Weitergehen hat mich auch dieses Mal wieder etwas ganz Besonderes spüren lassen, was ich sonst in diesem Ausmaß nicht erfahren habe, wenn ich diese besonderen Orte mit dem Auto besucht habe. Ich denke, dass dies mit der Reduktion der Geschwindigkeit zu tun hat, auch mit der Reduktion an Ballast: Was nehme ich mit, was kann ich tragen, was brauche ich wirklich auf dem Weg? Es stellt sich ein Gefühl ein, das ich kaum beschreiben kann. Ein Gefühl der Dankbarkeit und Gelassenheit. Dankbar in dieser schönen Natur gehen zu können, gelassen zu sein, darauf zu vertrauen, dass wir den Weg finden - wenn nicht den geplanten Weg, dann zumindest einen anderen, der uns auch ans tägliche Ziel bringt. Die Gewissheit zu spüren, dass wir einen Hinweis bekommen, wo unser Weg weitergeht, und dass wir geführt sind ..."
Maria

Den vollen Beitrag über Marias Unterwegssein auf dem Franziskusweg in Umbrien findest du im echo der stille 2018-2

Wenn ich gehe,
geht's mir gut

Taizé und Assisi

Etliche Jugendfahrten nach Taizé brachten bereits vor der Konkretisierung des Hauses der Stille spirituelle, liturgische, aber auch organisatorische Impulse in die junge Gemeinschaft, die sich im Jahr 1977 zu einem Verein zusammengefunden hatte, um ein neues geistliches Zentrum in der Steiermark aufzubauen.

Regelmäßige meditative Gottesdienste in Graz mit viel Stille, Neuen Geistlichen Liedern und Gesängen aus Taizé wurden schnell zum spirituellen Mittelpunkt dieser Bewegung, und es war in den Anfangsjahren naheliegend, von einem kleinen “steirischen Taizé” zu sprechen.

Zur zweiten wichtigen Inspirationsquelle wurde Assisi, die Stadt der beiden zeitlos aktuellen Heiligen Franziskus und Klara. Zahlreiche Fahrten nach Assisi und zu den franziskanischen Einsiedeleien Umbriens wurden seit 1977 durchgeführt. 25 Jahre lang war “Ostern in Assisi” ein Fixpunkt im Jahresprogramm. Dazu kamen zahlreiche Jugendfahrten und Pilgerreisen mit dem Bus oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zunehmend auch das Pilgern zu Fuß.

Aus Ostern ist mittlerweile “Pfingsten in Assisi” geworden, aber nach wie vor ist das Haus der Stille eine Top-Adresse auch für Pfarr- und andere Gruppen, wenn es um kompetente Begleitung und die geistliche Gestaltung von Reisen nach Assisi geht.

Das Heilige Land

Seit Franz von Assisi als Pilger im 13. Jahrhundert das Heilige Land bereist hatte, gehören die Länder und Landschaften der Bibel (insgesamt als "Das Heilige Land" bezeichnet) zu einem wesentlichen Erfahrungsort christlichen Glaubens, nicht nur für franziskanische Menschen.

Nirgendwo sonst wird so anschaulich und konkret die Menschlichkeit Jesu, sein Eingebundensein in die jüdische Religion und Kultur, aber auch sein Geprägtsein von den Landschaften der judäischen Wüste und den galiläischen Hügeln und dem See Genesareth auch heute noch erlebbar.

Aber auch auf den Spuren von Abraham, Mose, David und all den anderen Vorfahren Jesu, und auf den Spuren seiner Nachfolger, der Apostel - allen voran des vielgereisten Paulus - unterwegs zu sein, öffnet viele Türen für ein lebendigeres Verständnis der biblischen Botschaften.

Je entschleunigter und je mehr man dabei zu Fuß unterwegs ist, umso intensiver können die vorgelegten Spuren zu eigenen Spuren des Glaubens werden.

weniger mehr

Mehrere Mitglieder der Gemeinschaft haben in den 1980er Jahren an der dreimonatigen Bibelschule in Israel und später in der Türkei teilgenommen. Seit damals haben Bibelkurse und biblische Reisen einen festen Platz im Angebot vom Haus der Stille, v.a. in Verbindung mit der “Bibelschule im Alltag”.

Fast jedes 2. Jahr gibt es ein entsprechendes Pilgerangebot. Neben den “Klassikern” Israel/Palästina und der Wüste Sinai gab es auch schon Reisen nach Jordanien, Syrien, Armenien, in die Türkei, nach Zypern und Griechenland – manchmal eher konventionell, aber oft auch sehr individuell: zu Fuß oder mit dem Kamel durch die Wüste oder mit dem “Bibelschiff” entlang der Missionsrouten des Apostels Paulus.

Fünf Evangelien schildern das Leben Jesu;
vier findest du in Büchern -
eines in der Landschaft.
Liest du dieses fünfte,
eröffnet sich dir die Welt der vier.

stille.foto.reise

Entschleunigt unterwegs sind auch die Menschen, die sich mit Hans Waltersdorfer auf eine “stille.foto.reise” in die Stille und Weite einer inspirierenden Landschaft begeben, die Mystiker und Heilige geprägt hat: die Toskana. Dabei geht es nicht um Fototechnik, sondern um Achtsamkeit und einen “Blick für das Wesentliche”.