Neben den inhaltlichen Angeboten und den räumlichen Möglichkeiten im und ums Haus bietet der hinter dem Haus angrenzende Garten der Stille (ca. 11.500 m2) eine wesentliche und äußerst wertvolle Erweiterung und Vertiefung unseres Angebotes. Denn die Begegnung mit der Natur fördert die heilsamen Kräfte der Stille.
Jesus hatte eine besondere Gabe, natürliche Prozesse, die wir in der Natur beobachten können, auf tiefgreifende Erfahrungen und Lebensprozesse hin zu interpretieren.
Die vor dem Haus liegenden Grünflächen werden z.T. mit Schafen bewirtschaftet, der Garten hinter dem Haus wird für Küchenkräuter, als Obstgarten (hauseigene Säfte, Marmeladen und Kuchen) und für Mietbeete und Bienenweiden genützt.
Der Großteil des Gartens steht unseren Gästen als erweiterter Erfahrungsraum der Stille zur Verfügung und hat im Lauf der Jahre verschiedene meditative und schöpfungszentrierte Gestaltungselemente erhalten:
Ein Rundweg durch den ganzen Garten wurde im Jahr 1988 von Sr. Wiltrud List mit Stationen zum Sonnengesang gestaltet. Sitzplätze bei jeder Station (im Jahr 2021 erneuert) laden zum Verweilen und Meditieren ein.
Sehr oft wird der Weg auch am Samstagabend im Rahmen einer Lichterprozession liturgisch genutzt – auch unter „sinnlicher“ Einbeziehung eines Wasserbrunnens und einer Feuerschale und mit Abschluss in der Gebetslaube.
ist nicht nur ein oberflächliches, naturromantisches Lied, sondern Ausdruck einer tiefen und ganzheitlichen Versöhnung. Franziskus dichtet diesen Hymnus an den Schöpfer in einer Situation, als er selbst, bereits schwer von Krankheit gezeichnet und beinahe blind, von der Schönheit dieser Schöpfung nichts mehr sieht. Zudem stürzen ihn Probleme mit der Leitung seiner Gemeinschaft auch innerlich in eine tiefe Krise.
Aber genau in dieser Krise wird das, was ihn ein Leben lang begleitet hat, zur tragenden Gewissheit: Das, was uns Menschen so unvereinbar und gegensätzlich erscheint wie Himmel und Erde, Tag und Nacht, Feuer und Wasser, ja, Leben und Tod, gehört zusammen als Bruder und Schwester. So findet Franziskus zu einer tiefen Versöhnung mit seiner eigenen Lebenswirklichkeit und kann letztlich auch den Tod als Bruder (bzw. im italienischen Original: Schwester) willkommen heißen.
Nach dem Vorbild des Labyrinthes in der Kathedrale von Chartres wurde im Jahr 1996 von unserem damaligen Koch Manfred Nachtnebel mit zweifarbigen Pflastersteinen ein Labyrinth gelegt, mit einer schützenden Hecke und einem hölzernen Torbogen umgeben und dient seither sowohl Gruppen als auch Einzelgästen als Ort der Meditation und der Reflexion des eigenen Lebensweges.
"Wohin gehst du?" fragt die Aufschrift auf dem Torbogen beim Betreten des Labyrinths. In 11 Kreisen (Zahl der Unvollkommenheit) mit 28 Wendungen (tägliche Umkehr) entfaltet sich ein Weg hin zur Mitte, der um ein Vielfaches länger wird als der direkte Weg zur Mitte. Aber wenn du bereit bist, ihn zu gehen, führt er dich sicher ans Ziel. Und auch wenn du manchmal scheinbar wieder am Anfang stehst: die Mitte liegt näher als du glaubst.
Eine tröstende Botschaft begleitet dich, wenn du das Labyrinth durch das Tor wieder verlässt. Wenn du sie wissen willst: Komm, und geh selbst diesen Weg!
Ursprünglich im Jahr 1984 vom ersten Zivildiener unseres Hauses, Hans Trost, errichtet (daher der ursprüngliche Name "Trostlaube"), wurde die baufällig gewordene Konstruktion im Jahr 2004 von unserem Nachbarn Hubert Krammer (vulgo Schwarzbauer) mit dem Material eines alten Schafstalls zur heutigen Gebetslaube umgestaltet – ein meditativer Platz mit Weitblick in die Landschaft, aber auch ein Feierort für Gottesdienste in der warmen Jahreszeit. Auch die samstäglichen Lichterprozessionen auf dem Sonnengesangsweg finden hier mit einem österlichen Evangelium ihren Abschluss.
Ein in Efeu gebetteter, vergoldeter Kieselstein beim Eingang lädt ein, über die vom Schöpfer gegebene Würde jedes Menschen zu meditieren.
Ausgehend von unserem seit 2015 jährlich gestalteten Gottesdienst für
Suizid-Betroffene („Leben mit dem Warum“) haben wir im Jahr 2017 auf Anregung von Frau Elfriede Heil und unter Mitwirkung des Künstlers Franz Donner einen geschützten Platz in unserem Garten gestaltet, an dem Menschen mit ihrer Trauer und ihrem Schmerz allein sein oder sich auch mit jemand zum Gespräch zusammensetzen können.
Der 10. September ist seit 2003 der Welttag der Suizidprävention. Er wurde von der WHO ausgerufen, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Suizid eines der größten Gesundheitsprobleme der Welt darstellt. Jährlich nimmt sich weltweit ca. 1 Million Menschen selbst das Leben, mehr als es jährlich an Kriegstoten gibt. In Österreich sind es ca. 1300 Suizide pro Jahr, mehr als doppelt so viele Menschen als durch Verkehrsunfälle ums Leben kommen.
Am 10. September 2017 wurde im Rahmen des Franziskusgottesdienstes der im Garten der Stille neu geschaffene „Platz der Trauer – Platz des Heiles“ gesegnet. Elfriede Heil vom Kriseninterventionsteam für die Steiermark hatte diesen Platz angeregt: : „Es ist mir ein Anliegen nach vielen Erfahrungen in meiner Praxis und als Mitglied des KIT Land Steiermark, dass sich das seelische Leid in den Familien, z.B. nach einem unglaublich schweren Ereignis verstanden fühlen darf, ohne dass das Leid in der Familie miteinander kollidiert. Dafür ist es aber auch notwendig, einen Ort zu schaffen, an dem dies anonym möglich ist.“
(Bericht von der Segnung im echo der stille 2017-3)
Auch wenn die Kapelle im Haus der Stille rund um die Uhr offen steht, muss man dazu doch erst einmal eine gewisse Hemmschwelle überwinden und das Haus betreten. Der Platz im Garten ist hingegen „barrierefrei“, wie P. Karl Maderner bei der Segnung betonte. Trotz der zentralen Lage mitten im Garten ist es doch ein sehr geschützter Ort, umgeben von bereits bestehenden Sträuchern und Bäumen und von zusätzlich gepflanzter Vegetation. Lebende und blühende Natur unterstreicht damit auch die Botschaft der von Franz Donner geschaffenen Skulptur im Zentrum des Platzes: aus einer leuchtenden Sonne strecken sich zwei Arme einer niedergedrückten und am Boden kauernden menschlichen Gestalt entgegen: Lass dich aufrichten, lass dir helfen!
Ein überdachter Sitzplatz lädt ein, längere Zeit an diesem Platz zu verweilen. Drei Sessel stehen dort. Das eröffnet zugleich die Möglichkeit, diesen Platz nicht nur allein aufzusuchen, sondern bewusst das Gespräch mit jemand zu suchen.
Ein junger Nussbaum hat inzwischen von selbst am Rand dieses Platzes Wurzeln geschlagen, nachdem wir vor Jahren einen alten, kranken Nussbaum am Rand des Sonnengesangsweges bereits vor einigen Jahren fällen mussten. Er darf nun dort wachsen und sich entfalten und so die Botschaft des Platzes unterstreichen.
Im Jahr 2014 wurde von unserem Gemeinschaftsmitglied Gerhard Fackelmayer ein abgestorbener Obstbaum genutzt, um drum herum eine Kuppel aus weiterwachsenden Weidenzweigen zu errichten, die seither immer dichter zusammenwachsen und so einen geschützten Raum mit einigen Sitzplätzen für Einzelne und kleine Gruppen bilden.
Eine kleine, im Sommer sehr schattige Weinlaube über einem gepflasterten Seitenweg bietet einen weiteren Ort zum meditativen Gehen oder Verweilen.
Entlang des Sonnengesangsweges, aber auch gut geschützt unter verschiedenen Bäumen laden hölzerne Sitzbänke zum Verweilen ein. Bäume am Rand des Gartens bieten die Möglichkeit, Hängematten aufzuhängen und nicht nur die Seele, sondern auch den Körper baumeln zu lassen.
Noch im Werden ist eine lange gehegte Idee von einem meditativen Weg im oberen Gartenbereich. Fritz, ein Teilnehmer an der sommerlichen Arbeitswoche 2021 hat diese Idee aufgegriffen und damit begonnen, einen „Panoramaweg“ zu errichten.
Entlang der oberen Grundstücksgrenze an Stelle der im Jänner 2021 gefällten Fichten entsteht ein Weg mit kleinen Nischen und Sitzgelegenheiten, der vom Stiegenaufgang zur Straße hinüberführt zur Sitzgruppe oberhalb des Labyrinths. Ganz im Sinn des meditativen Grundgedankens "Schritt für Schritt" entwickelt sich dieser Weg.
Im Rahmen der Jugendaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" wurde im Herbst 2021 der Bereich unterhalb der Sonnengesangsstation "Mutter Erde" gestaltet. Diese ehemalige Halde ist jetzt mit Stauden und Färberpflanzen bebaut und durch kleine Wege erschlossen.
Eine Sitzgelegenheit beim verschlungenen "Nussbaum für Verliebte" lädt zum Verweilen ein. So birgt unser Garten der Stille mittlerweile eine Vielzahl an kleinen Rückzugsorten und Nischen - und bald findest du sicher auch deinen Lieblingsplatz in dieser Oase der Stille.
Das Gras darf so lange wie möglich wachsen, kleine Wege zu Sitzbänken oder anderen Ruheplätzen werden freigemäht, sodass auch größere zusammenhängende Grünflächen aufgelockert und strukturiert wirken, zugleich aber heimelige Nischen entstehen. Des Weiteren gibt es einige Rosensträucher und andere Blumen, die fallweise von Gästen zur Gestaltung von Blumenschmuck für unsere Franziskuskapelle genutzt werden.
Auch bei den mehrmals im Jahr angebotenen Seminaren „stille.foto.tage“, die wesentlich der Schulung der Wahrnehmung und Achtsamkeit für die Begegnung mit der Natur zum Ziel haben, finden die Teilnehmer:innen in der unmittelbaren Umgebung des Hauses reichhaltige und die Kreativität anregende Motive.
Mehrmals in den letzten Jahren haben sich bereits Menschen gefunden, die - angeleitet durch Horst Strasser - in der Verbindung von Meditation und aktivem Tun das Hochgras mit der Sense gemäht haben. Phasen körperlicher Arbeit, bei der Rhythmus und Atmung eine wesentliche Rolle spielen, wechseln ab mit Phasen des sitzenden Meditierens, bei dem auch dem Atem ein besonderes Augenmerk gilt.
Wenn es die Witterung erlaubt, das Heu trocken unter Dach zu bringen, haben wir wertvolles Futter für unsere Schafe im Winter, sonst wird das Schnittgut den an verschiedenen Stellen des Gartens angelegten Kompostmieten zugeführt.
Unsere Schafe entzücken schon seit vielen Jahren unsere Gäste und besonders auch die Kinder unserer Besucher:innen. Für uns sind sie auch nützliche, energiesparende und umweltschonende "Rasenmäher" für den Friedenhügel und die Weidefläche beim Parkplatz.
Ein Nachbar hat einige Bienenstöcke aufgestellt. Sie profitieren besonders von unserem aktuellen Gartenprojekt "Miet-BeBi", bei dem ein Teil des Gartens als ganzjährige Bienenweide gestaltet wird - ein kleiner, aber wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt in unserer Umgebung.
Von Jugendlichen aus dem Augustinum Graz wurde unter Anleitung von Horst Strasser im Rahmen der Jugendaktion "72 Stunden ohne Kompromiss" im Herbst 2021 ein Nützlingsquartier ("Insektenhotel") geschaffen - auch das ein Beitrag zur Artenvielfalt und zum biologischen Gleichgewicht in unserem Garten.
Ein Gartenprojekt gleichsam der "ersten Stunde" ist das Glashaus, das in den Gründungsjahren des Hauses der Stille von Othmar Franthal und den ersten Gemeinschaftsmitgliedern aufgebaut wurde. Es ist mittlerweile sehr überholungsbedürftig. Viele Gläser sind zersprungen oder kaputt, aber auch die Rahmenkonstruktion muss saniert und verstärkt werden.
Wir wollen es nicht aufgeben und abreißen und suchen daher jetzt schon Spender:innen und helfende Hände, die uns dabei unterstützen wollen, dieses Juwel zu erhalten und zu einem Begegnungsraum umzugestalten.
© 2024 Haus der Stille