Die Tugend der Uneitelkeit
Uneitelkeit ist eine Tugend, die in der Kirche und in der Politik nicht so oft in Erscheinung tritt. Eher finden ...
In unserer ersten Schließzeit in der Corona-Pandemie haben wir damit begonnen, mit zunächsten täglichen und in weiterer Folge wöchentlichen Impulsen an unserem geistlichen Leben im Haus der Stille teilhaben zu lassen mit Elementen aus unseren Gebetszeiten und aktuellen Bildern rund um das Haus.
In unserer christlichen Überzeugung gehören Aktion und Kontemplation immer schon zusammen. Die Aufgabe der Kontemplativen ist es nicht, sich von der Welt abzuschotten und das eigene Heil zu sichern, sondern das Tun der Aktiven im Gebet zu begleiten und mitzutragen. Darin sahen wir unseren Dienst in der weltweit herausfordernden Situation der Lockdowns der Jahre 2020/21.
Diesen Grundgedanken wollen wir weiterführen und dich weiterhin mit Impulsen – vorwiegend den sonntäglichen Predigtgedanken von P. Sascha – begleiten.
Es geht um Familie am heutigen Sonntag – zuerst einmal um die Heiligen
Familie. Jesus macht Kummer, als er in die Pubertät kommt. Er reißt aus, seine
Eltern suchen ihn vergeblich. Normale Konflikte, wenn sich Kinder abzulösen
beginnen. Es geht um Lebensbeziehungen, die uns als Menschen prägen, es
geht um Bindung und Ent-Bindung.
Ohne Bindung, keine Entwicklung. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Eltern
binden sich an die Zukunft, wenn sie ein Kind zeugen. Sie knüpfen ihre
Lebensfäden weiter.
Kinder werden in die Welt ent-bunden. Auch ohne Ent-Bindung keine
Entwicklung. Die Lebensschnur der ersten Erfahrungswelt muss durchschnitten
werden, um in die neue Welt geboren zu werden. Dort findet Bindung wieder
neu statt, zuerst im engeren Familienkreis, um aus Beziehung leben und lieben
und sich abgrenzen zu lernen.
Dann folgt die nächste Entbindung in der Pubertät. Von dieser Entbindung
lesen wir heute im Evangelium. Es ist die Entbindung in das selbstständige Leben,
Entscheiden, sich selbst einen Ort schaffen, eine Tätigkeit, einen Selbstwert. Es
ist der Zeitpunkt, wo man sich fragt:
Wer bin ich in dieser Welt? Wer bin ich für diese Welt?
Diese Fragen beantworten sich immer wieder, dann stellen sie sich neu, und
immer neu, …
bis wir in die nächste Erfahrungswelt ent-bunden werden, in das zukünftige,
himmlische Leben, das uns als Ziel vor Augen gestellt wird.
Wir alle kommen aus einem solchen familiären Beziehungsgeflecht, wurden
gezeugt, erwartetet oder auch nicht, geboren, ins Leben begleitet, losgelassen
ins Erwachsenwerden oder auch nicht. Wir leben mit unserer
Familiengeschichte – sei sie schön oder schwer. Diese Geschichte kann sich
melden – oft zu Weihnachten, oft, wenn wir in die Stille gehen und unsere
Leben reflektieren.
Beides ist dann da: Freude, Dankbarkeit, Liebe, aber auch Schmerz, Wut,
Unverziehenes, Enttäuschung.
Was ist jetzt bei dir im Blick auf deine Familie, dein Kindsein da?
Wie klingt die Zusage in der Lesung für dich: Geliebte, jetzt sind wir Kinder
Gottes.
Wunschzettel
Würde sich doch der Himmel öffnen
und Liebe herabregnen wie Tau!
Ich würde da sein und tanzend sammeln
die Zuversicht, Tropfen für Tropfen.
Öffne deine Schleusen, Himmel,
dass sich satttrinken
die Friedensdurstigen
sich am neuen Grün aufrichten
die Zukunftsdepressiven
dass durchtränkt werde
die Wüste der Sinnsuchenden
Komm, Gotteslicht,
und erwärme
die frierenden Heimatlosen
gib Licht und Zukunft
den Kindern der Kriege
lass Leben werden,
wo unsere Hoffnung
nur mehr beten kann!
Heute hab ich nur einen Wunsch:
Einen Tropfen
deiner göttlichen
Zuversicht – und mit ihr
ein Stück Himmel auf Erden.
Marlies Prettenthaler-Heckel
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