Vom klaren Blick
Eine Reimpredigt zum Faschingssonntagzu den Lesungen: Sir 27,4-4 und Lk 6,39-45Also lautet ein Beschluss:Dass der Mensch was lernen muss.Nicht allein ...
In unserer ersten Schließzeit in der Corona-Pandemie haben wir damit begonnen, mit zunächsten täglichen und in weiterer Folge wöchentlichen Impulsen an unserem geistlichen Leben im Haus der Stille teilhaben zu lassen mit Elementen aus unseren Gebetszeiten und aktuellen Bildern rund um das Haus.
In unserer christlichen Überzeugung gehören Aktion und Kontemplation immer schon zusammen. Die Aufgabe der Kontemplativen ist es nicht, sich von der Welt abzuschotten und das eigene Heil zu sichern, sondern das Tun der Aktiven im Gebet zu begleiten und mitzutragen. Darin sahen wir unseren Dienst in der weltweit herausfordernden Situation der Lockdowns der Jahre 2020/21.
Diesen Grundgedanken wollen wir weiterführen und dich weiterhin mit Impulsen – vorwiegend den sonntäglichen Predigtgedanken von P. Sascha – begleiten.
Eine Reimpredigt zum Faschingssonntag
zu den Lesungen: Sir 27,4-4 und Lk 6,39-45
Also lautet ein Beschluss:
Dass der Mensch was lernen muss.
Nicht allein das ABC
bringt den Menschen auf die Höh,
nicht allein im Schreiben, Lesen
übt sich ein vernünftig Wesen;
nicht allein in Rechnungssachen
soll der Mensch sich Mühe machen;
sondern auch der Weisheit Lehren
muss man mit Vergnügen hören.
(soweit Wilhelm Busch, Max und Moritz, 4. Streich)
Dies war schon so in alter Zeit:
Die Bibel hält für uns bereit
so manches weise Lebenswissen
drum merke auf und hör beflissen,
was heut die Botschaft für dich ist,
die man im Wort der Bibel liest.
Die Weisheit, Gottes Lieblingskind,
Gott will, dass man sie sucht – und find’t.
Ein jeder wird von ihr berührt,
wenn ihn nicht grad ein Blinder führt.
Glaub nicht sofort, was man dir sagt.
Der Mensch erwäget, prüft und fragt.
Das Herz – so nicht verstopft mit Mist –,
es sagt dir schon, was richtig ist.
Der eine find’t durch Disziplin
im Schweigen erst zur Weisheit hin,
Die andre heiter und mit Tanz
erringet sich der Weisheit Kranz.
Ein andrer gibt all seine Zeit
für Frieden und Gerechtigkeit.
Auch hier im Haus - euch ist doch klar:
Ihr seid wegen der Weisheit da!?
Dass Feigen nicht an Disteln reifen,
das wird ein jeder wohl begreifen.
Dass man vom Dorn nicht Trauben pflückt,
sondern die Braut mit Rosen schmückt,
das ist, was Liebende sofort verstehn,
weil sie die Welt mit Augen sehn,
die nicht verstellt sind und verstopft
durch Balken, die man in sie klopft.
Die Bilder und der Worte Flut -
nicht alles, was da kommt, ist gut,
und vieles, was man dir berichtet,
sei durch drei Siebe erst gesichtet.
Das erste Sieb fragt: Ist es wahr?
Und ist die Antwort nicht ganz klar,
dann frag zunächst: Steckt Gutes drin?
Und ist auch da nicht klar der Sinn,
dann frag doch noch, ob’s nötig ist,
sonst ist’s wohl besser, du vergisst’s.
Genug geschwatzt! Der Worte Sinn
liegt nicht in ihrer Fülle drin.
Nur auf den Kern, auf ihn kommt’s an.
Was ist die Botschaft also dann?
Selbsterkenntnis, freie Sicht,
das ist es, wovon Jesus spricht.
Schau nicht auf Abfall, nicht auf Mist,
der überall zu finden ist.
Schau gut, dann wirst du Gutes schaun,
mit klarem Blick und Gottvertraun.
Den Keim, den du im Herzen trägst,
verwurzle gut. Er wächst und wächst,
und gute Früchte wirst du ernten,
wo du auch lebst – sogar in Kärnten.
Dies Letzte nur dem Reim zulieb.
Fern sei der Groll, ich hab euch lieb. Amen.
Hans Waltersdorfer, 2.3.2025
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